Es war März 2021. Die Wintersaison in unserem Berghotel in den französischen Alpen ging gerade zu Ende. Es war ein seltsamer Winter. Die Skilifte standen still. Normalerweise wimmelt es auf den Pisten nur so von Menschen und unser Hotel platzt aus allen Nähten. Aber diese Saison war es ganz ruhig. Wir haben nur einige Gäste empfangen. Sie aßen auf ihren Zimmern zu Abend und vergnügten sich tagsüber beim Schlittenfahren oder Skitourengehen.

Da wir kaum Personal eingestellt hatten, war unser Team ziemlich klein und wir hatten in diesem Winter alle Hände voll zu tun. Im Frühjahr zog sich der Schnee langsam zurück und die Straßen wurden wieder befahrbar. Es war Zeit für eine wohlverdiente Pause und so schnallten wir unsere Taschen auf die Rennräder, um unseren „Vorgarten“, den Écrins-Nationalpark, zu erkunden.

Ich hatte eine dreitägige Rundtour um das Écrins-Massiv geplant, mit Hotelaufenthalten in Bourg d'Oisans und Embrun. Das ergab eine 265 Kilometer lange Strecke mit fast 5.000 Höhenmetern. Solche Anstiege sind hier nicht ungewöhnlich, denn im Écrins-Massiv gibt es nicht weniger als 150 Gipfel, die mehr als 3.000 Meter hoch sind. Die Landschaft hier in den südlichen Westalpen ist recht unberührt und beeindruckt mit vielen Bergen und spitzen Gipfeln. Nicht umsonst gehört diese Region nach Meinung vieler zu einem der schönsten Naturschutzgebiete von Frankreich.

Die Route beginnt in Puy Saint Vincent und verläuft gegen den Uhrzeigersinn. Natürlich kannst du auch an einem anderen Ort beginnen oder im Uhrzeigersinn fahren. Die Strecke ist komplett asphaltiert und eignet sich daher sehr gut für Rennräder, aber auch ein Tourenrad wäre eine gute Wahl.

Wenn du in Puy Saint Vincent startest, fährst du an Briançon vorbei und erklimmst den Col de Laurette, worauf eine lange Abfahrt nach Bourg d'Oisans folgt. Auf dem Weg dorthin radelst du an La Grave vorbei, auch bekannt als das Bergdorf, das am Fuße des La Meije liegt, eines der schönsten Gipfel des Écrins. Nach unserer Übernachtung in einem Hotel in Bourg d'Oisans ging es über den Col d'Ornon und den Col de Parquetout, einen weniger bekannten, aber unglaublich schönen und steilen Anstieg. Danach folgten wir der Route Napoléon hinunter nach Gap. Kurz vor der Stadt bogen wir ab und radelten über den Col de Manse, von wo wir nach Embrun hinunterfuhren. Am nächsten Morgen kehrten wir über aussichtsreiche Wege nach Puy Saint Vincent zurück.

Mir gefällt diese Route im Frühling oder Herbst am besten. Wir sind die Strecke zu Beginn des Frühlings gefahren. Aufgrund der großen Höhenunterschiede und der Sonnen- und Schattenseiten der Berge radelst du zu dieser Zeit manchmal durch eine noch verschneite Winterlandschaft und dann wieder vorbei an grünen und sonnigen Almwiesen, auf denen bereits die Lämmer springen. Auch der Übergang vom Sommer zum Herbst muss eine wunderbare Zeit für diese Route sein.