Namen wie Paris-Roubaix, Gent-Wevelgem, Lüttich-Bastogne-Lüttich oder Ronde van Vlaanderen lassen das Herz eines jeden Radsport-Fans höher schlagen. Diese berüchtigten Eintagesrennen führen teils seit mehr als 100 Jahren über die gleichen legendären Straßen. Als wären die schieren Distanzen nicht genug, warten die Strecken mit grobem Kopfsteinpflaster, steilen Anstiegen und sogar unbefestigten Abschnitten auf. Sie führen über Straßen, auf denen Rennräder nach modernem Verständnis eigentlich nichts zu suchen haben. Hier werden Jahr für Jahr Geschichten für die Ewigkeit geschrieben. Geschichten von großen Triumphen, bitteren Niederlagen, Mut, Ausdauer und Menschlichkeit. Nicht nur die Gewinner werden zu Helden, denn oft spielen sich die dramatischsten Geschichten nicht an der Spitze des Feldes ab.

Classics Story ist ein noch relativ unbekanntes Bikepacking-Event, dessen Kurs die schwierigsten Abschnitte aller wichtigsten Frühjahrs-Klassiker aneinanderreiht. Als Fahrer unterliegst du dem Selbstversorger-Kodex und entscheidest selbst, wo und wie lange du pausierst. Es gibt weder vorgegebene Etappen noch organisierte Hilfe. Du bist vollkommen auf dich selbst gestellt.

Mitten in der Klassikersaison trat auch ich im April 2022 an der Radrennbahn von Gent an, um mich in dieses große Abenteuer zu stürzen. Das Feld war sehr überschaubar: Von 18 angemeldeten Fahrern – leider keine Fahrerinnen – tauchten nur sieben am Start auf. Auf jeden von uns wartete ein unvergessliches Abenteuer. Für die 1.200 Kilometer lange Strecke hatten wir theoretisch eine ganze Woche Zeit, doch niemand wollte sich so viel Zeit lassen. Ich hatte mir vorgenommen, das Ziel in Valkenburg in unter 100 Stunden zu erreichen. Dass es am Ende deutlich schneller ging, hat mich selbst überrascht.

Auf dieser Strecke fragst du dich mehr als einmal, warum du nicht ein Mountainbike oder zumindest ein Gravelbike gewählt hast. Mensch und Material werden auf diesen Straßen an ihr Limit geführt. Doch die Frühjahrsklassiker werden nun mal mit Rennrädern gefahren. Nur so bekommt man einen Eindruck davon, wie hart diese Rennen tatsächlich sind. Mit 32 Millimeter breiten Reifen auf meinem Specialized Roubaix fuhr ich immerhin ein Rad, das für die Rennen auf Kopfsteinpflaster geschaffen wurde. Es war eine gute Wahl, denn ich kam verhältnismäßig gut durch. Kleine oder auch größere Probleme gehören bei einem solchen Abenteuer einfach dazu, doch dazu mehr in den Tourenbeschreibungen.