Es gibt eine Zeitmaschine. Diese Zeitmaschine ist dein Fahrrad, das auf der Nord-Süd-Achse entlang der Via de la Plata durch Spanien fährt. Diese Straße wurde im Laufe von 2.000 Jahren von den Kulturen, die die Iberische Halbinsel bewohnt haben, geformt und verbindet heute sieben ihrer großartigsten Städte sowie wunderschöne Dörfer und Landschaften, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Der natürliche Nord-Süd-Korridor durch den Westen der Halbinsel wurde im 7. Jahrhundert vor Christus von den Tartessern für den Handel mit dem Norden der Meseta genutzt. Später verbanden die Römer die Provinzen Emerita Augusta (Mérida) und Asturica Augusta (Astorga) mit einer Straße, die über die Vía Carisa nach Gijón und über eine weitere Straße nach Sevilla führte. Truppen, Händler und Reisende verbreiteten die römische Kultur auf der gesamten Halbinsel. Die Araber gaben der Route schließlich den Namen „balat“ oder „gepflasterte Straße“, woraus sich der heutige Name Vía de la Plata ableitet.

Heute konzentriert sich der Hauptteil des motorisierten Verkehrs auf eine Autobahn, die dafür sorgt, dass die Carretera Nacional N-630 – vergleichbar mit einer Landstraße mit Randstreifen – wenig genutzt wird. Auf dieser verläuft neben weiteren wenig befahrenen, kleinen Straßen ein Großteil unserer Route.

Die offizielle Route führt von Sevilla nach Gijón, aber ich schlage vor, andersherum von Norden nach Süden zu fahren. In dieser Richtung geht es mehr bergab als bergauf und die Kilometer gestalten sich angenehmer. Ich habe die insgesamt knapp 930 Kilometer in zwölf Etappen eingeteilt, die in Städten enden, in denen man gut essen und schlafen kann und die gut erreichbar sind. Die Etappen machen ein entspanntes Tempo möglich, sodass du keine der Denkmäler, Städte, Dörfer und Landschaften verpasst, die diese Route so schön machen. Wenn du es etwas sportlicher angehen möchtest, kannst du die Etappen nach Belieben variieren und in deinem eigenen Tempo fahren.

Am besten gefällt mir am Radfahren, dass ich während der Fahrt die Umgebung beobachten kann. Selbst bei 30 Stundenkilometern kann man genießen, was man sieht, anders als beim Autofahren. Mit dem Fahrrad kann man überall anhalten und die Leute sind Radlern gegenüber freundlich gesinnt.

Diese Route führt durch sieben der bedeutendsten Städte Spaniens: León, Zamora, Salamanca, Plasencia, Cáceres, Mérida und Sevilla. Die Liste der römischen, maurischen, romanischen, gotischen und anderen historischen Stätten entlang der Strecke ist fast endlos.

Auf der N-630 kannst du unbesorgt mit dem Rennrad fahren. Einige Abschnitte sind kaum befahren. Wenn du dann auf eine der kleineren, einspurigen und asphaltierten Landstraßen abbiegst, ist das Gefühl von Freiheit unvergleichlich. Auf dieser Route entdeckst du ein Spanien, wie du es dir nie hättest vorstellen können; du radelst durch Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Die besten Reisezeiten für diese Routen sind der frühe Frühling und Mitte Herbst. Der Temperaturunterschied zwischen dem Norden und dem Süden des Landes ist groß. Am selben Tag, an dem die Sonne in León oder Zamora bei fünf Grad aufgeht, geht sie in Cáceres oder Sevilla bei 30 Grad unter.

Den Startpunkt in Gijón erreichst du gut mit einem Fernbus und auch von Sevilla fahren viele Fernbusse ab. Während der Fahrt bringst du dein Fahrrad im Laderaum beim Gepäck unter. Der nächstgelegene Flughafen von Gijón befindet sich in Oviedo, durch das die Route auch führt. Am Ziel in Sevilla gibt es direkt einen Flughafen.

Entlang der Strecke gibt es Tausende von Unterkünften und Verpflegungsmöglichkeiten mit dem Besten, was die spanische Gastronomie zu bieten hat. Es reicht, wenn du deine Sachen zum Radfahren, ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln und eine leichte Jacke für die Abende und die Morgenstunden mitnimmst.

Mit dem Fahrrad reist du auf der Vía de la Plata in einem ähnlichen Tempo wie die Reisenden in vergangenen Zeiten. Halte an, wo du Lust hast, und genieße die Gegend.