Schwarz, Weiß und Grau, aber auch Rot, Gelb und Blau – all diese Farben nehmen die Gesteine in den Lechtaler Alpen an. In keiner anderen Berggruppe ist mir die Vielfalt der Felsen so aufgefallen wie hier. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ich viel auf den Boden schauen musste, weil die Wege so anspruchsvoll waren.

Der Lechtaler Höhenweg ist eine wunderbare Route für alle, die gerne auf Wanderwegen gehen, die auf der Karte gepunktet sind. Er führt entlang des Hauptkamms der Lechtaler Alpen, der mit immer neuen Herausforderungen aufwartet: So querst du weite Geröllfelder, deren Bestandteile von fast schon sandig bis richtig grob reichen. Klettersteigähnliche Passagen mit ordentlicher Absicherung warten genauso auf dich wie schwierige Abschnitte komplett ohne oder mit teilweise ausgebrochenen Sicherungen. Oft ist das Gelände dazu sehr steil, was es sowohl für die Beine als auch für den Kopf anstrengend macht.

Einen großen Teil der Zeit bist du weit über der Baumgrenze in ausschließlich felsigen Gefilden unterwegs. Das Gestein ist oft brüchig, was zusammen mit häufigen ausgesetzten Passagen die Schwierigkeit dieser Route ausmacht. Ein Helm ist auf großen Teilen des Höhenwegs kein überflüssiges Gepäck. Der instabile Fels sorgt auch dafür, dass die angebrachten Sicherungen öfter als anderswo ausbrechen oder erst gar keine Sicherungen angebracht sind, wo man sie vielleicht erwarten würde. Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzungen für diese Route. Der Höhepunkt der Durchquerung und ihr schwierigster Abschnitt ist der Augsburger Höhenweg, meine zweite Etappe.

Der offizielle Lechtaler Höhenweg kennt einige Varianten. Ich habe ihn so angepasst, dass er gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Sowohl die Stuttgarter als auch die Ulmer Hütte ganz im Westen der Lechtaler Alpen habe ich ausgelassen, um mit dem Zug nach St. Anton am Arlberg fahren zu können. Dafür habe ich ganz am Ende noch eine Etappe angehängt, die mich hinab ins Lechtal nach Elmen geführt hat, wo ich mit dem Talbus zum Bahnhof in Reutte fahren konnte.

Diese Wanderung führt dich fast bis auf 3.000 Meter, Saison ist deshalb von Juli bis September. Es ist ratsam, die Hütten im Voraus zu buchen, denn die beliebte Alpenüberquerung E5 und auch ihre Varianten führen über die Lechtaler Alpen. Einige Hütten sind deshalb oft voll. Auf mehreren der Etappen gibt es unterwegs keine Einkehrmöglichkeit und du hast während der gesamten Wanderung keine Möglichkeit einzukaufen. Es ist aber meist möglich, auf den Hütten Snacks zu bekommen oder eine Brotzeit vom Frühstücksbuffet mitzunehmen.

Diese Durchquerung der Lechtaler Alpen ist eine grandiose Wanderung, die dir vor allem dann Spaß macht, wenn du gerne anspruchsvolle Wege gehst, die so weit vom Tal entfernt sind, dass du die herrliche Landschaft größtenteils für dich allein hast.