Nimm dir Zeit – neue Perspektiven im Apennin der Provinz Parma

Die Zeit kann man totschlagen, verlieren, vergessen – auch auf Italienisch. Besonders im Dialekt der Provinz Parma gibt es Dutzende von Sprichwörtern im Zusammenhang mit dem Wort und dem Konzept der Zeit. Eines davon ist in der regionalen Fahrradwelt in aller Munde. Man sagt es, wenn man langsam fährt, wenn man gerne schneller fahren würde, wenn man bemerkt, dass man eine Neuigkeit auf dem Fahrradmarkt nicht mitbekommen hat: G'vol dal témp. Das braucht Zeit.

Dem lässt sich kaum widersprechen. Für alles braucht es Zeit, aber zum Radfahren vielleicht noch ein bisschen mehr. Die Vorbereitung braucht Zeit, vom Aufpumpen der Reifen bis zum Anziehen der Sachen, die man erst am Abend zuvor gewaschen und zum Trocknen aufgehängt hat. Beim Essen vor und nach dem Radeln, beim Auffüllen der Wasserflasche am Trinkbrunnen. Es braucht auch Zeit, daran zu denken, morgens seinen Freunden zu schreiben: „Kleine Runde heute Abend? Nur 30 Kilometer, ich hab’ nicht so viel Zeit.“

Auch in Parma bleibt die Zeit nicht stehen, sonst würde Giuseppe Verdi noch immer komponieren, Bernardo Bertolucci noch Filme drehen und Faustino Asprilla noch Tore schießen. Ein seltsames Phänomen der Verlangsamung kannst du dagegen etwas weiter südlich der Hauptstadt Parma beobachten: Die Ebene beginnt langsam zu schrumpfen und verwandelt sich in Hügel. Du siehst mehr Bäume und weniger Autos. Der Geruch der Luft wird immer saurer von den gedüngten Feldern, die Straßen – wenn gut gewählt – werden unbefestigt. Alles macht mehr und mehr Spaß und so scheint es, als ob die Zeit hier anders fließe.

(Adaption für komoot von einem Teil des Textes von „Alvento Destinations“, einem Buch, das 13 Reiseideen in Italien vorstellt, die sich kein Radfahrer entgehen lassen sollte: alvento.cc/prodotto/alvento-destinations-italy-unknown/)