Stillgewässer in der Lippeaue

Der Fluss ist hier zwar nicht zu sehen, dennoch prägt er diese Flächen. Und das darf und soll er auch. Über den Flusspegel und den Grundwasserstand stehen Fluss und Umland im Austausch miteinander, wodurch die Wiesen zeitweise oder dauerhaft vernässt sind. Wo möglich, werden flache Wasserflächen, sogenannte Blänken, angelegt oder Wasser führende Gräben leicht gestaut. Röhricht und Gehölze dürfen wachsen und sich ausbreiten – besonders wohl fühlen sich hier Eschen, Wasserlinsen oder Echter Baldrian. Und mit ihnen siedeln sich auch Tierarten an, die auf solche Flächen spezialisiert sind. Mit einem Wort: Diese Fläche wird mittlerweile EXtensiv bewirtschaftet.

Im Gegensatz dazu steht die INtensive Flächennutzung, die wir oft in der Landwirtschaft finden. Mit ihr lassen sich besonders hohe Erträge erzielen. Dazu gehört auch eine möglichst einfache Bodenbearbeitung, die unter anderem durch Entwässerung erreicht wird. Intensive Flächenbewirtschaftung geht mit geringer Artenvielfalt einher. Diese biologische Armut kann aber auch zu wirtschaftlichen Problemen führen: Monokulturen sind auf lange Sicht pflegebedürftig und anfällig gegen Klimaveränderungen oder einzelne Schädlinge. Ein drastisches Beispiel finden wir aktuell in vielen deutschen Mittelgebirgen: In den dortigen Fichtenwäldern trifft der Borkenkäfer kaum auf Feinde, dafür aber auf Millionen durch Trockenheit geschwächte Bäume. Ein gefundenes Fressen!
Solchen schädigenden Einflüssen hat ein vielfältiges Ökosystem mit guter Standortanpassung deutlich mehr entgegenzusetzen.

Keschern erlaubt!
Die Biologische Station Unna & Dortmund lädt an diesem Feuchtbiotop ausdrücklich dazu ein, auch dem Leben im Wasser mit einem Kescher nachzuforschen. Libellenlarven und andere Wasserbewohner wollen behutsam entdeckt und anschließend wieder freigelassen werden.

Naturschutzgebiet NSG Lippeaue von Lünen bis Schleuse Horst

Von der Konrad-Adenauer-Straße im Osten bis zur ehemaligen Schleuse Horst im Westen zieht sich das Naturschutzgebiet als Überschwemmungsgebiet in einem großen Bogen der Lippe entlang. Als ein großer Grünlandstreifen erscheint das Gebiet der Lippeauen zusammen mit dem außerhalb des Schutzgebietes liegenden Segelflugplatz bis hin zur alten Buddenburg. Schon längst haben sich wieder verschiedenste Vogelarten das Gebiet wieder als Lebensraum für Überwinterung und Brut erobert, was Jahrzehnte im Kreis nicht der Fall war.

Im Rahmen des Umdenkens und der weitreichenden Renaturierung gehören die Lippeauen und Maßnahmen wie die Wiederherstellung der Durchgängigkeit durch Umflutungen von Wehren - zum Beispiel in Lippolthausen - zu einem Bündel an Voraussetzungen, die nicht nur für Vögel, sondern auch viele andere Tierarten wieder Lebensraum schaffen. Dazu gehören unter anderem auch die Feuchtgrünlandbrachen am Auwald am abgeschnürten Altarm Zwiebelfeld. So gewinnt die Natur Lebensraum für Pflanzen und Tiere zurück, der Mensch erhält qualitativ hochwertigen Erholungsraum.

Kurzer Abschnitt vorbei am Segelflugplatz von Lünen der sich zu fahren lohnt, wenn man es nicht eilig hat.