Gedenktafel Joseph Süß Oppenheimer
Gedenktafel Joseph Süß Oppenheimer
Wander-Highlight
Dieses Highlight liegt in einem geschützten Gebiet
Achte auf die örtlichen Bestimmungen für: Geopark Schwäbische Alb
Ort: Neuffen, Esslingen, Regierungsbezirk Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland
Die leeren Staatskassen füllen – das war die Aufgabe von Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer (1698–1738), dem Hofbankier und Berater des Herzogs Carl Alexander von Württemberg. Nach dessen frühem Tod wurde Oppenheimer auf der Landesfestung Hohenneuffen inhaftiert und schließlich hingerichtet.
Joseph Süß Oppenheimer kam aus einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie. 1732 lernte er Carl Alexander von Württemberg kennen. Der Herzog, der unter chronischem Geldmangel litt, ernannte Oppenheimer zu seinem Hofbankier. Er sollte den desolaten Zustand des Landes verbessern und die leeren Kassen füllen. Das gelang: In kurzer Zeit wandelte sich Württemberg zu einem modernen Staat, allerdings auf Kosten der alteingesessenen Landstände.
Noch am Todestag des Herzogs wurde Oppenheimer verhaftet und sein Vermögen konfisziert. Zu den Anklagepunkten gehörten Hochverrat, Raub aus staatlichen Kassen und Kränkung der protestantischen Religion. Am 30. März 1737 kam er unter strenger Bewachung auf die Festung Hohenneuffen: Hier war er in verschärfter Einzelhaft untergebracht. Oppenheimer trat kurz danach in Hungerstreik, um sich gegen die schlechte Behandlung zu wehren. Zwei Monate später wurde er auf die Festung Hohenasperg verlegt. Obwohl er als einflussreicher Wirtschafts- und Finanzpolitiker im Auftrag des Herzogs gehandelt hatte, richtete sich der Zorn vieler armer Württemberger gegen Oppenheimer. Und die Landstände nutzten die Situation nach dem Tod des Herzogs dazu, die Macht wieder an sich zu reißen – Oppenheimer war verurteilt, noch ehe Anklage gegen ihn erhoben worden war. Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, seinem Anwalt wurde die Verteidigung erschwert. Oppenheimer wurde zum Tod verurteilt, ohne dass Beweise für die verschiedenen Anklagepunkte erbracht worden waren.
Nach seiner Hinrichtung am 4. Februar 1738 entstand eine Vielzahl von Flugblättern, die Oppenheimer schmähten. Aus heutiger Sicht war er ein Opfer von Antisemitismus und starb als Sündenbock für die Auswirkungen der absolutistischen Herrschaft des württembergischen Herzogs. Über die nächsten zwei Jahrhunderte beschäftigte sein Leben als „Jud Süß“ Historiker und Künstler, deren Bücher, Theaterstücke und Filme häufig antisemitisch geprägt waren und nicht den historischen Tatsachen entsprachen.
Quelle: festungsruine-hohenneuffen.de/wissenswert-amuesant/persoenlichkeiten/joseph-suess-oppenheimer
25. September 2020
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