Wander-Highlight
Ort: Lüneburger Heide, Niedersachsen, Deutschland
Vom Bruderschaftshaus bis zum Gefangenenlager: Das Kalandhaus blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurückWie viele der Lüneburger historischen Bauten erlebte auch das Kalandhaus in der gleichnamigen Kalandstraße eine wechselvolle Geschichte. Noch vor gut 500 Jahren schritten die Mitglieder der 1274 gegründeten Kalandbruderschaft durch das prächtige Spitzbogenportal ihres Versammlungshauses, eine der bedeutendsten wohltätigen Zusammenschlüsse des 15. Jahrhunderts in Lüneburg. Erbaut wurde das Haus 1491. Noch heute befinden sich drei goldene Skulpturen mit betendem und segnendem Gestus in den Fassadennischen über dem Eingang. Der Name Kaland ist aus dem Lateinischen „Kalandae“ abgeleitet und ist die Bezeichnung für den ersten Tag eines Monats, an dem sich auch die Bruderschaft unter anderem zur gemeinsamen Andacht traf und folglich ihren Namen daraus ableitete: Bruderschaft der Kalander des heiligen Geistes und der Jungfrau Maria an der St. Johannis-Kirche. Sie verfügte über beträchtliches Kapital, unterhielt eine Armenstiftung und versorgte Bedürftige.
Im Zuge der Reformation löste der Rat 1532 die Bruderschaft auf. Das Kalandhaus übernahm die Stadt, künftig diente es dem Rektor des Johanneums als Wohnhaus. Die erste große bauliche Veränderung erfolgte 1874, als die Diele zur Turnhalle für die Schule ausgebaut wurde. Ebenso richtete man das Obergeschoss für schulische Zwecke her.Doch forderte der bauliche Zustand des Gebäudes 1896 eine Sanierung der Fassade, die schließlich in Anlehnung an historische Vorbilder erfolgte. In den Jahren 2006/2007 wurden erneut Restaurierungsarbeiten notwendig, bei denen auch die blattvergoldeten Holzfiguren einbezogen wurden. Bis auf ein Buntglasfenster ist heute im Inneren des Gebäudes nur wenig von der alten Pracht aus Zeiten der Kaland-Bruderschaft vorhanden. Nachfolgende Generationen haben das Gebäude eher pragmatisch genutzt.
Ab 1933 beanspruchte der „Verband der sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlandlands (SAJ)“ drei Räume im Obergeschoss des Kalandhauses; danach zog hier auch die Hitlerjugend ein. Zehn Jahre später, im Kriegsjahr 1943, wurde das Kalandhaus zur Außenstelle des Konzentrationslagers Neuengamme, zum „Außenlager Nummer 22“. Im Keller waren auf engstem Raum und unter menschenunwürdigen Bedingungen bis zu 155 Häftlinge eingepfercht, die man während des ab Mitte 1943 laufenden Luftschutz-Führerprogramm zwang, Deckungsgräben auszuheben und Luftschutzräume zu bauen.
Den Schülern des Gymnasiums nebenan wurden die Häftlinge als Verbrecher vorgeführt. Demzufolge waren Kontakte natürlich streng untersagt. Es sollte 50 Jahre dauern, bis dieser düstere Teil der Geschichte des Gebäudes publik wurde, nicht zuletzt durch eine Dokumentation des Lüneburger Historikers Dr. Werner Preuß Mitte der Neunzigerjahre. Heute erinnert eine Gedenktafel an der Front des backsteinernen Gebäudes mit seinem markanten Treppengiebel an dieses Kapitel. Das Kalandhaus gehört noch heute zur Hauptschule Stadtmitte.quadratlueneburg.de/kaland.html
friedenspfad-lueneburg.de/index.asp?cid=11&tree_id=11
17. Januar 2021
Eines der vielen wunderschönen alten Gebäude mit Geschichte, in der Nähe vom Wasserturm
3. Januar 2023
Seit 2009 kennzeichnet eine Tafel das 1491 erbaute, 1896 renovierte Haus der Kalandbruderschaft als Objekt der „Europäischen Route der Backsteingotik“. Sie weist auch darauf hin, dass sich in dem Gebäude vom 12.8.-13.11.1943 ein Außenlager des KZ Neuengamme befand. Die zeitweilig mehr als 150 Häftlinge, die in einer Halle im Erdgeschoss untergebracht waren, hatten Deckungsgräben auszuheben und andere Tiefbauarbeiten in Lüneburg zu verrichten.friedenspfad-lueneburg.de/index.asp?cid=11&tree_id=9
21. Januar 2022
Meld dich kostenlos bei komoot an, um 6 weitere Insider-Tipps und -Tricks zu sehen.