Hahnenbaum mit Schlegel

In des Dorfes Mitte steht das diesen Ort charakterisierende Dorfdenkmal. Neben der Dorflinde steht ein Hahnenbaum, wie ihn einst die meisten Dörfer im Ansbachischen hatten. Gewöhnlich war dies die höchste Fichte, die man auftreiben konnte und wurde stets erneuert, wenn der Sturm den im Boden steckenden Teil und damit den morsch gewordenen Riesen streckte. Das Richtfest ist immer ein großer Tag. Ehe man den Riesen aufrichtet, wird er von schöner Hand mit Girlanden und Blumen geziert, zumal der kleine Wipfel. Einst versammelte der Baum die tanzlustige Jugend um sich.
Am Hauptkirchweihtag wurde unter ihm um den Preis eines „Lammes (Betzen)“, bei der 8 Tage später stattfindenden Nachkirchweih um den eines „Hahnes“ getanzt, daher der Name Hahnenbaum.
Für den Ort Kühnhardt hatte letzterer noch eine besondere Bedeutung. Zur Frühlings- und Herbstzeit hatten die Kreßberger Schäfer das Recht, die Kühnhardter Felder bis zum langen Weg abzuweiden, mußten jedoch „Kehrt“ machen, wenn sie den Wipfel des Hahnenbaums erblickten. Da dies Weiden den Kühnhardtern lästig wurde, haben sie sich nach langem Streite mit Kreßberg verglichen und sich selbst Schafe gehalten. Zum Zeichen des Vergleichs wurde der Schlägel angeschafft und aufgehängt. Es war sonach eine Art „Hirtenstab“ und durfte nie abgeschafft
werden. Aus dem Grunde wurde ihnen auch der Eichbaum, aus dem der Schlegel aus einem
Stücke geschnitzt wurde, stets auf ihr Ansuchen aus den Knöringischen Wäldern gegeben. Vier bis fünf Mann haben an ihm zu tragen.
Im 30-jährigen Kriege hat sich nun eine andere Gewohnheit eingebürgert: Die meisten Mannsleute von dort waren teils fort, teils umgekommen. Mit den übrigen Weibern sind nun die Männer nicht mehr zurecht gekommen und hatten solch einem trotzigen Weib zum Zeichen, daß sie strafbar sei, und um sie zu beschimpfen, den Schlägel an die Haustüre gehängt, so oft sie sich in irgendeiner Sache den Männern widersetzte. Dies erprobte Mittel wendete man später auch da an, wo sich die bessere Hälfte gegen den eigenen Mann widersetzlich zeigte. Ferner wurde er seit Menschengedenken heimlich abgenommen und vor die Türe des Mannes gelegt, der sich
von seiner Frau hat mißhandeln lassen. Zur Ausgleichung der Schande mußte eine Zeche bezahlt werden.
Doch hatte der keulenförmige Eichenklotz auch noch einen rein praktischen Zweck. Verwehte der Schnee den Fußweg nach Mosbach, wurde er abgenommen und von ein Paar Ochsen als Schneepflug gezogen.