Stürmische Wellen schlagen gegen markante Felstürme. Wale, Delfine und Robben tummeln sich im weiten Blau. An den weiten Sandstränden stehen bunte Hütten im Kontrast zu den Überresten von Verteidigungsbauten. In den malerischen Fischerdörfern werden Gemeinschaft und Zusammenhalt noch großgeschrieben. All das und noch viel mehr gibt es zu entdecken, wenn du auf dem Moray Coast Trail, einer der spektakulärsten Routen an der schottischen Küste, durch die salzige Luft wanderst.

Der Moray Coast Trail besteht aus guten 70 Kilometern herrlich abwechslungsreicher Küstenwege. Die Region ist berühmt für ihre Delfine, die reiche Vielfalt an Seevögeln sowie die dramatischen Klippen und Felsinseln. Diese Wanderung zeigt dir die wilde Seite Schottlands, ohne sich dabei zu weit von der Zivilisation zu entfernen.

Das Gelände ist vielfältig: Du bist auf Klippenpfaden und Sandstränden unterwegs, entdeckst Waldwege und alte Eisenbahnstrecken. Die Höhenunterschiede sind nicht groß, sodass der größte Teil der Wanderung recht einfach ist. Dank der vielen alten Fischersiedlungen, die sich an die Küste schmiegen, gibt es genügend Orte zum Auftanken und Ausruhen.

Das bedeutet, dass du die Route in deinem eigenen Tempo angehen kannst. So kannst du die Sehenswürdigkeiten, Geräusche, Gerüche und Geschmäcker, die du in den Buchten und an den Stränden findest, in Ruhe genießen. Die rauchigen Aromen des Cullen Skink – einer dicken Suppe mit geräuchertem Fisch –, der süße Duft der Pinienwälder an der Küste, die beeindruckend dramatische Ansicht des Bow Fiddle Rock, der sich spitz aus dem Meer erhebt, und der durchdringende Ruf des herabstürzenden Austernfischers sorgen für ein Fest für die Sinne.

Jede Jahreszeit birgt ihre eigene Schönheit, deshalb ist es eine gute Nachricht, dass die Route das ganze Jahr über begehbar ist. Nur das Gepäck solltest du je nach Jahreszeit anpassen: Im Sommer gehört Sonnencreme in den Rucksack und im Winter solltest du viele Lagen Kleidung und als Abschluss eine wasserdichte Schicht mitnehmen , da viele der Küstenabschnitte keinen Schutz vor Wind und Wetter bieten. Unterkünfte sind im Winter möglicherweise schwieriger zu finden und natürlich sind dann auch die Tage kürzer. Wer die berühmten Delfine beobachten möchte, hat im Sommer die besten Chancen. Dann bevölkern auch die schwarz-weißen Trottellummen mit ihren spitz zulaufenden Schnäbeln die Felsenküste und am Wegesrand blühen die Wildblumen.

Der Moray Coast Trail beginnt in der historischen Stadt Forres, folgt den breiten Kurven der Küstenlinie von West nach Ost und endet in dem charmanten Dorf Cullen. Frühstückspensionen und Gasthäuser sind in so ziemlich allen Städten und Dörfern an der Route zu finden. Cullen ist die einzige Siedlung mit einem Hostel – praktisch für alle, die mit weniger Geld auskommen wollen. In Findhorn, Hopeman, Burghead, Lossiemouth, Strathlene, Findochty und Cullen gibt es Wohnmobilstellplätze, auf denen du – außer in Burghead – auch dein Zelt aufstellen kannst.

Die gesamte Küste wird schon seit langer Zeit von Menschen besiedelt, aber die Fischereiindustrie hat die schönen Städte und Dörfer, die die Küste säumen, am meisten geprägt. Kabeljau, Rochen und Schellfisch brachten früher das meiste Geld ein, bis der Hering immer beliebter wurde, dessen Fang im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte. Während dieser Zeit fuhr eine Eisenbahn durch die florierende Region, die mit Viadukten und spannender Architektur ihre Spuren hinterlassen hat.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts forderten die Zerstörungen des Ersten Weltkriegs und die anschließende Wirtschaftskrise der 1930er Jahre ihren Tribut. Heute sind Buckie und Lossiemouth die letzten verbliebenen bedeutenden Fischereihäfen der Region. Die Schönheiten dieser besonderen Küste ziehen heute alle Arten von Menschen an, von Wanderern und Surfern bis hin zu Naturliebhabern und erholungssuchenden Tagesausflüglern. Die Siedlungen sind alle gut ausgestattet und empfangen dich mit schottischer Gastfreundschaft.

Ich habe die Route in die üblichen vier Etappen aufgeteilt. Keiner der Tage ist besonders lang; die Wanderung zwischen Lossiemouth und Buckie ist mit guten 26 Kilometern die anstrengendste. Sie lässt sich aber bei Bedarf leicht aufteilen, indem du in Kingston, Garmouth oder Spey Bay übernachtest. Wenn du dich fit fühlst, kannst du die Route auch in drei Etappen in Angriff nehmen, mit Übernachtungen in Burghead und Kingston.

Die Wege sind durchgängig leicht zu erkennen und markiert. Obwohl einige Küstenabschnitte abenteuerlich abgelegen scheinen, bist du nie weit von einem Gasthaus, einem Café oder einer Bushaltestelle entfernt. Sogar die berüchtigten Midges – fiese, kleine Mücken, die dich in Schottland sonst gerne heimsuchen – sind in dieser Region weniger häufig anzutreffen, obwohl du sicherheitshalber trotzdem ein Abwehrmittel einpacken solltest. Der Moray Coast Trail ideal für deine erste Mehrtageswanderung oder auch für die ganze Familie. Hunde sind auf den Wanderwegen willkommen, solange du ihre Hinterlassenschaften einsammelst. Wenn du deinen Vierbeiner mitbringst, informiere deine Unterkünfte bei der Reservierung darüber.

Der Wanderweg ist sehr gut zu erreichen. In Elgin und Forres gibt es Bahnhöfe, wobei insbesondere Elgin mit Bussen gut an alle Küstensiedlungen angebunden ist. Wenn du mit dem Auto anreist, kommst du über die A96 von Inverness in etwa 40 Minuten nach Forres und von Inverness und Aberdeen aus in eineinhalb Stunden nach Cullen. Der nächste Flughafen befindet sich in Inverness.