Den Camí de Cavalls gibt es schon seit Hunderten von Jahren. Der Name – katalanisch für „Pferdeweg“ – stammt aus der Zeit von König Jaume II., der die Straße um Menorca zur Verteidigung der Küste nutzte und seine Soldaten verpflichtete, auf einem gerüsteten Pferd zu reiten. Später wurde der Weg während der französischen und englischen Besatzung zur militärischen Verteidigung genutzt. Dann ließ die Nutzung nach und der Weg geriet in Vergessenheit, bis es den balearischen Behörden und der Öffentlichkeit in den 1990er Jahren gelang, ihn von der Regierung als Kulturgut einstufen zu lassen. Heute gilt er als Teil des historischen Erbes der Insel.

Die Route ist unter dem Namen Camí de Cavalls oder auch GR 223 bekannt. Sie ist insgesamt etwas weniger als 200 Kilometer lang. Dabei sind nur etwa 2.000 Höhenmeter zu überwinden, da es immer entlang der Küste geht.

Diese Strecke lässt sich in 40 Stunden schaffen, wenn du am Trailrunning-Rennen Camí de Cavalls teilnimmst, das einmal im Jahr im Mai stattfindet. Genauso gut kannst du auch 20 Tage unterwegs sein, wenn du es ruhig angehen lassen und einen Wander- mit einem Strandurlaub kombinieren möchtest. Hier habe ich die Route in neun Etappen unterteilt, die mit guter Kondition leicht zu bewältigen sind. So bestehen die Etappen durchschnittlich aus 20 Kilometern mit 150 bis 300 Höhenmetern.

Dies ist eine meiner persönlichen Lieblingsrouten, da sie eine einzigartige landschaftliche Vielfalt bietet: von paradiesischen Stränden mit weißem Sand und türkisfarbenem Wasser über das Landesinnere, in dem die landwirtschaftlichen Flächen und Ziegenweiden durch die typischen Felsmauern getrennt sind. Nicht zu vergessen sind die Klippen, die in einem tiefblauen Meer enden und die von rötlichen Felsen eingefassten Buchten, die den Stränden eine ganz besondere Note verleihen, sowie die sieben Leuchttürme mit Ausblicken und Sonnenuntergängen, wie du sie nirgendwo anders gesehen hast.

Nicht viele wissen, dass Menorca eine geologische Besonderheit ist. Die Einheimischen nennen ihre Insel liebevoll „La Roqueta“ (der kleine Felsen). Der südliche Teil (unterhalb der Luftlinie zwischen Mao und Ciutadella) besteht hauptsächlich aus dem charakteristischen Gestein der Insel, dem Marès – einem Kalkstein, der Landschaften mit steilen Klippen und langen, geraden Stränden mit sehr feinem, weißem Sand bildet. Der Norden hingegen ist chaotischer, mit mehr Kuppen und Furchen, da er aus dem ältesten Gestein der Insel besteht. Die Felsen hier haben einen rötlichen Ton, der der Nordküste der Insel ein ganz besonderes Aussehen verleiht.

Dank des mediterranen Klimas auf Menorca kannst du diese Route zu jeder Jahreszeit gehen. Ich würde sogar empfehlen, sie mehrmals zu wandern, um die Insel in ihren wechselnden Naturfarben zu erleben.

Die Route beginnt am Busbahnhof in Mahón, den du vom Flughafen mit der Buslinie L10 in zehn Minuten erreichst. Größtenteils folgt die Route hier dem GR 223, dem offiziellen Wegverlauf des Camí de Cavalls. Sie schließt aber auch ein paar Varianten ein, die dich zu einer versteckten Bucht, einem Leuchtturm oder einem schönen Alternativweg bringen – pass die Route einfach nach deinen Wünschen an.

Zum Abschluss noch ein paar Tipps zur Planung:
– Der Weg um die Insel herum ist sehr steinig. Wie bereits erwähnt ist Menorca ein Felsen mitten im Mittelmeer und das merkt man beim Wandern.
– Es gibt nicht viele Möglichkeiten, sich unterwegs mit Wasser zu versorgen. Vor allem der nördliche Teil ist wenig bebaut. Reserviere also ausreichend Platz für Wasser in deinem Rucksack (vor allem im Sommer, wenn es heiß ist).
– Ein Badeanzug, eine Taucherbrille und ein Schnorchel sind im Sommer fast unverzichtbar, denn es wäre eine Schande, das kristallklare Wasser nicht zu genießen.
– Die Insel ist recht touristisch, obwohl du das unterwegs nicht unbedingt merkst, weil du nicht vielen Leuten begegnest. Deshalb ist es ratsam, deine Unterkünfte im Voraus zu buchen, da es keine speziellen Herbergen für Wanderer gibt.