Auf einem Tandem durch Südengland – von der Küste nach London

Schon seit Langem wollte ich eine Radreise zusammen mit Lidia machen. Vor zwölf Jahren sind wir zusammen Tandemrennen gefahren, so haben wir uns kennengelernt. Vor zehn Jahren zogen wir dann in verschiedene Städte und fuhren nicht mehr gemeinsam Rad.

Nach so langer Zeit unternahmen wir zusammen unsere lange aufgeschobene Radreise. Lidia kann seit ihrer Geburt nur auf einem Auge mit acht Prozent Sehkraft sehen. Das hält sie jedoch nicht davon ab, in ein Flugzeug zu steigen und allein in ein ihr noch unbekanntes Land zu fliegen.

Zunächst testeten wir das Tandem ohne zusätzliches Gewicht, um die Kommandos zu üben und einen Rhythmus zu finden. Dann waren wir bereit. Wir luden unser Gepäck auf und hängten den Anhänger für meinen Hund Dexter an. So vollgepackt konnte man uns ansehen, dass wir bereit waren, ein Abenteuer zu erleben, auf das wir uns lange gefreut hatten: von Englands Südküste bis nach London und zurück zu fahren.

Wir waren sechs Tage unterwegs und fuhren an einer Reihe erstaunlicher Orte vorbei, die wir unbedingt besuchen wollten. Dennoch ließen wir Raum für Improvisation und Spontanität.

Wir haben das National Cycle Network und einige kleinere Straßen genutzt. Wir besuchten die Küste und die weißen Klippen der Seven Sisters. Als Herausforderung sind wir auf die höchsten Berge der Region gefahren, darunter der Firle Beacon auf dem South Downs Way, sowie der berühmte Box Hill, der Teil der Olympischen Spiele 2012 war, und der Leith Hill, der höchste Gipfel der Surrey Hills.

Wir genossen die Ruhe beim Radfahren auf den naturnahen Radwegen. Als Kontrastprogramm besuchten wir London. Auf den Radwegen war es einfach, durch die große Stadt zu radeln.

Abseits von London kamen wir durch viele Dörfer, in denen wir unsere Vorräte auffüllen konnten. In den ländlichen Gebieten verkaufen die Einwohner ihre eigenen Produkte oft in ihren Gärten oder an ihren Haustüren. Wir waren immer neugierig, was für unser Abendessen im Angebot war.

Entlang der gesamten Strecke gibt es Campingplätze und Hotels. Für einige Nächte wandten wir uns auch an die Warmshowers-Community und andere Male forderten wir unser Glück heraus.

Bei der Planung der Route haben wir darauf geachtet, dass, wo möglich, immer ein Bahnhof in der Nähe war. In Notfällen ist es immer nützlich, abbrechen zu können.

Diese sechs Tage mit Lidia und Dexter zu verbringen, war eine unglaubliche Erfahrung. Vor allem, weil ich beobachten konnte, wie die scheinbar unbedeutenden Kleinigkeiten des täglichen Lebens uns sehr glücklich machen können.