Der GR 5, auf Französisch auch als Sentier de l’Europe, also Europaweg bekannt, verläuft auf einer Gesamtlänge von 2.600 Kilometern von Nizza in Südfrankreich nach Rotterdam in den Niederlanden. Durch beeindruckende Berglandschaften wie die Alpen, die Vogesen oder die Ardennen stellt der GR 5, der erstmals Mitte des letzten Jahrhunderts komplett markiert wurde, einen vielfältigen Querschnitt durch Europa dar.

In dieser Collection stelle ich dir die ersten 120 Kilometer dieser schönen Route vor: Von den malerischen Stränden des Mittelmeers über das bemerkenswerte Hinterland von Nizza bis hin zu den wilden Gipfeln der Alpes d'Azur entdeckst du eine Region, die Kultur, Natur und Tradition miteinander verbindet.

Von Nizza folgst du einem Abschnitt des GR 5, der auch unter dem Namen Grande Traversée des Alpes (GTA, Große Alpendurchquerung) bekannt ist. Die hügeligen Reliefs in den Tälern der Flüsse Bévéra, Var und Tinée sind ein guter Vorgeschmack auf die Alpen, die du bald erreichst.

Nachdem du im Hinterland von Nizza noch durch die typische Garrigue mit ihren niedrigen Sträuchern gewandert bist, empfängt dich der Nationalpark Mercantour mit steilen und oft felsigen Berghängen. Entlang des Weges liegen Dörfer von urigem Charme in den Tälern verstreut. Dazu gehören Saint-Dalmas, Saint-Sauveur und Roya, die sich als ausgezeichnete Etappenziele erweisen.

In Nizza startest du am Bahnhof, an dem viele Regional- und TGV-Züge verkehren. Am Ziel in Saint-Étienne-de-Tinée kannst du entweder auf dem GR 5 weiterwandern oder in die Buslinie 91 des regionalen Busnetzes Lignes d'Azur einsteigen. In den Tourbeschreibungen findest du weitere Möglichkeiten, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.

Auf den meisten Abschnitten des GR 5 findest du ein großes Angebot an Unterkünften. In den Städten und Dörfern gibt es zahlreiche Herbergen und Gasthäuser. In den Bergen kommst du an vielen Hütten vorbei. Je nach Jahreszeit ist auf den zu Recht beliebten Wanderwegen viel los. Wichtig zu wissen ist auch, dass einige Betriebe nur vom 15. Juni bis zum 15. September geöffnet sind. Eine ausgiebige Planung ist also ratsam.

Wenn du gerne unter freiem Himmel übernachtest, kannst du ein Zelt oder auch ein Tarp mitnehmen. Biwakieren und Zelten wird für eine Nacht von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang toleriert, wenn du nicht in der Nähe von Siedlungen campst und die Natur respektierst. In klaren Nächten leuchten die Sterne so hell, dass das Himmelszelt die schönste Unterkunft ist, die du dir vorstellen kannst.

In Südfrankreich empfehle ich den Sommer und den Herbst für den GR 5. Einige Passagen verlaufen in Höhen über 2.000 Metern. Dort ist es besonders wichtig, ein Auge auf das Wetter zu haben. Es ist nicht ungewöhnlich, dass zu Beginn des Sommers noch Schnee auf den Pässen und Gipfeln liegt.

Falls du Französisch kannst, möchte ich dir den hervorragenden Roman „Les Brumes du Mercantour“ von Jean Siccardi aus dem Jahr 2009 empfehlen. Der Roman erzählt von der Jugend zweier junger Hirten in dem berühmten Massiv, die zu allem bereit sind, um ihr Hirtenleben hinter sich zu lassen.

Gute Reise!