Von diesem Radweg hörte ich das erste Mal, während ich zum Wallfahrtsort Oropa in den Bergen des Piemont pilgerte. Zu Fuß merkte ich damals gar nicht, dass auch Radfahrer mit demselben Ziel unterwegs waren, weil Rad- und Wanderweg getrennt voneinander verlaufen. Als ich schließlich vor dem Heiligtum Oropa stand, das mit seiner sakralen Architektur umarmt von hohen Bergen etwas ganz Besonderes ist, wurde mir erst bewusst, dass dieser Pilgerort auch ein beliebtes Ziel für Radfahrer ist.

Dein Abenteuer beginnt in Santhià, das du mit dem Zug sowie auch mit dem Auto gut erreichen kannst. Dich erwarten über 110 Kilometer Nebenstraßen mit wenig Verkehr und einige Abschnitte auf unbefestigten Wegen. Die Strecke ist anspruchsvoll, vor allem die erste Etappe, auf der du die landwirtschaftlich geprägten Ebenen des Piemonts verlässt und in Richtung der Alpen radelst, die sich hinter Biella erheben. Aber keine Angst: Sollte die Tour dir zu anspruchsvoll sein, kannst du sie auf zwei Tage aufteilen. In Torrazzo und Sala Biellese findest du preiswerte Unterkünfte und Verpflegung für Pilger.

Der Radweg ist mit einem Fahrradsymbol markiert. Gelbe Pfeile auf schwarzem Grund führen dich zur Wallfahrtskirche von Oropa, während schwarze Pfeile auf gelbem Grund zurück nach Santhià. Fordernde Steigungen von bis zu 12 Prozent sind auf deinem Weg bergauf keine Seltenheit. Die zweite Etappe ist dafür um einiges leichter zu fahren und führt hauptsächlich bergab.

Der Höhepunkt deiner Reise ist der Wallfahrtsort Oropa, die seinen Ursprung laut Überlieferungen vor 1.600 Jahren hat. Geschäfte, Restaurants und Pilgerunterkünfte sind perfekt in den spirituellen Kontext von Kirche und Kloster integriert. Hier verschmelzen Spiritualität und Schönheit zu einem einzigartigen Erlebnis. Diese Kombination aus Geschichte, Glaube und Reisen kannst du das ganze Jahr über erleben, wobei du allerdings im Winter vor allem über 1.000 Meter Höhe mit Schnee rechnen musst.

Wenn du diese Route fährst – am besten mit einem Mountain- oder Gravelbike –, dann lass dir diese Orte nicht entgehen, um die Seele dieser Region einzufangen: das Kloster Bose und unweit davon die romanische Kirche San Secondo, die Kirche von Santhià, die Burg von Roppolo, den Lago di Viverone, die Festung von Magnano und die Altstadt von Sordevolo. Diese Route ist eine einzigartige Mischung aus Geschichte, Kultur und Religion, die in mehr als 16 Jahrhunderten bereits antike Händler auf dem Weg über die Berge, Pilger auf der Suche nach Gnade und Urlauber auf der Suche nach Schönheit in ihren Bann gezogen hat.