La Poco Loco ist ein autonomes Langstrecken-Bikepacking-Event ohne Wettbewerbscharakter, bei dem man sich selbst versorgen muss. Es ist das allererste Mal, dass ich an einer Veranstaltung dieser Art teilnehme. In diesem Jahr startet die Tour in Dijon in Frankreich, einer Stadt, die ich als Hauptstadt von Burgund und als Tor zum Morvan kenne.

Ich fahre von Paris aus mit dem Zug dorthin, der mit etwa 50 Radfahrern überfüllt ist, die versuchen, ihre Fahrräder so gut es geht in den vorgesehenen Zugabteilen unterzubringen. Die Organisation des Rennens hatte eine sehr klare Regel aufgestellt: Man kommt zum Start, wie man will, mit jedem Mittel, solange es nicht das Flugzeug ist. Ich finde diese Regel sehr gut.

Ich entschied mich in letzter Minute, alleine zu starten, und war ziemlich erfreut, als ich an der Startlinie Dutzende von bekannten Gesichtern sah, die ebenfalls den Schwarzwald erklimmen wollen. Es gibt verschiedene Touren: die Rennrad-, die 700-Kilometer-, die 1440-Kilometer- oder die Gravel-Tour, die ich radeln möchte.

Sie verspricht rund 740 Kilometer asphaltierte Nebenstraßen und steinige Wege sowie drei Länder, die es zu durchqueren gilt: Frankreich, die Schweiz und Deutschland. Höhepunkt unterwegs sind der herrliche Naturpark Haut-Jura, die Einsamkeit des deutschen Schwarzwalds, die Überreste der Maginot-Linie, kleine Dörfer, in denen nur Elsässisch gesprochen wird, Seen mit klarem Wasser und Kühe auf der Sommerweide auf den Pässen.

Die Idee, nach Lust und Laune fahren zu können, meistens allein, völlig unabhängig, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, ohne mich zu zwingen, sondern mir freie Hand zu lassen, um meine Grenzen zu erweitern, hat mich begeistert. Ich hatte geplant, die Strecke in fünf Tagen zu beenden. Unterwegs wollte ich meinen Biwaksack dann ins Gras werfen, wenn die Müdigkeit zu groß wurde. Mein Ziel war es, mich herauszufordern und meine Grenzen auszutesten.

Womit ich nicht gerechnet hatte, war der Angriff eines riesigen Hundes, der mich in den Oberschenkel biss und mich gezwungen hat, verletzt und schockiert anzuhalten. Jedoch hatte ich auch nicht mit einer so herzlichen Hilfe von den Einwohnern eines kleinen elsässischen Dorfes gerechnet, die mir halfen, dass ich weiter nach Stuttgart radeln konnte.

In Stuttgart angekommen, traf ich auf meine Freunde und Freundinnen, die schon da waren. Wir stießen auf das abgeschlossene Abenteuer an und erkundeten die kleinen Straßen und Bars der Altstadt. Es wurde getanzt, entspannt und Geschichten ausgetauscht. Einige hielten es nicht lange aus und kaum dass sie angekommen waren, schwangen sie sich wieder in den Sattel – wenig überraschend gehörte ich zu denen.