Mach dich bereit für eine Wanderung durch die Geschichte, die Natur sowie durch spektakuläre Städte in Norditalien und folge einer Teilstrecke der berühmten Verbindung von Budapest nach Santiago de Compostela.

Diese alte Römerstraße, die 148 vor Christus vom römischen Konsul Spurio Postumio Albino in Auftrag gegeben wurde, verband einst die beiden wichtigsten Häfen des cisalpinen Galliens (Norditalien) zu militärischen Zwecken: Aquileia und Genua. Ursprünglich mit einem rein strategischen Ziel konzipiert, wurde die Via Postumia (so nannte man den Weg) bald zu einer wichtigen Handelsverbindung zwischen der Adria und dem Tyrrhenischen Meer. Sie verband wichtige Städte wie Derthona (Tortona), Placentia (Piacenza), Mantua (Mantova), Vicetia (Vicenza) und Opitergium (Oderzo).

Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches widerstand die Via Postumia nicht nur dem Zahn der Zeit, sondern wurde auch zu einem Zeugen wichtiger Ereignisse, wie dem Einfall der Byzantiner unter Justinian und der Franken unter Theodebert I. Heute ist die Via Postumia Teil des großen europäischen Projekts „von Budapest nach Santiago", mit mehr als 4.000 Kilometer Wegstrecke und einem soliden Netz an Unterkünften und Einkehrmöglichkeiten – zusammen mit der Via Pannonia, dem Jakobova Pot, der Via Flavia, der Via della Costa Ligure, der Via di Aries, der Via Tolosana, dem Cammino Aragonese und dem Cammino Francese. Jeder Schritt auf der Via Postumia stellt einen Schritt durch die europäische Geschichte dar.

Eine Wanderung auf der Via Postumia bietet ein einzigartiges Erlebnis, das dich durch Ebenen, Flussufer, Hügel und den Apennin führt, vom schönen Friaul-Julisch Venetien bis zum bergigen Ligurien. Du bewunderst die Pracht der Städte, Paläste und Villen des Veneto und wanderst durch die Po-Ebene und die Hügel des Oltrepò. Diese Gebiete Norditaliens wurden von Millionen von Pilgern auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela (zum Grab des Apostels Jakobus), nach Rom (zum Grab des Petrus) und nach Jerusalem (zum Heiligen Grab) durchquert. Es waren die sogenannten peregrinationes maiores („Große Pilgerfahrten“). In jenen Jahrhunderten wurde die Via Postumia zu einer wichtigen Pilgerroute für alle, die von Osteuropa kommend diese Ziele erreichen wollten. Das Vorhandensein von Kirchen, die dem heiligen Jakobus und dem heiligen Rochus gewidmet sind, verdeutlicht die Rolle der Via Postumia als Pilgerweg seit dem Mittelalter.

Du kannst die Via Postumia zu Fuß, zu Pferd und mit dem Fahrrad zurücklegen. Für deine Pilgerreise mit dem Fahrrad findest du hier nähere Informationen: komoot.de/collection/2160933.

Die Wanderung kannst du zu jeder Jahreszeit unternehmen. Beachte jedoch, dass manche Etappen auf Wegen mit wenig Schatten verlaufen. Hinzu kommen einige Wegabschnitte mit Anstiegen, die in der Sommersonne recht anstrengend sein können. Die beste Zeit für die Wanderung sind sicherlich der Herbst und der Frühling. Vor allem die Strecke ab Piacenza ist im Herbst mit den wechselnden Farben der Weinberge bezaubernd. Im Winter, wenn du dich nicht von einigen Regentagen und dem raueren Klima abschrecken lässt, ist dir eine einsame und unvergessliche Wanderung sicher – vor allem, wenn morgens der Nebel über dem Land liegt und schöne Motive für deine Kamera bietet.

Die Via Postumia ist super ausgeschildert und mit einem dichten Netz von Unterkünften und Einkehrmöglichkeiten überzogen. Ein einzigartiges Erlebnis erwartet dich, das reich an Kultur, Geschichte und atemberaubenden Landschaften ist, ohne dass du dir allzu viele Gedanken über die Logistik machen musst. Ich empfehle jedoch, die Etappen zu planen und die Unterkünfte rechtzeitig zu reservieren, denn manchmal bist du in dünn besiedelten Regionen unterwegs, wo die Unterkünfte schnell ausgebucht sind. Eine vollständige und aktualisierte Liste der Gasthäuser für deine Etappen findest du hier: shorturl.at/jmFS5.

Den Pilgerausweis und weitere Informationen sowie aktuelle Aktualisierungen über die Route findest du auf der offiziellen Seite der Via Postumia unter viapostumia.eu.

In jeder Stadt, die du durchquerst, wirst du dich problemlos versorgen können. Hinzu kommt ein kultureller Aspekt der Strecke: Italien von Osten nach Westen zu durchqueren bedeutet, eine unglaubliche Vielfalt an kulinarischen Traditionen zu erleben.

Die Route ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut angebunden. Den Ausgangspunkt „Aquileia Centro“ erreichst du mit Bussen. In Genua, am Ziel der Wanderung, kannst du vom Bahnhof Principe mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Aquileia zurückkehren oder dein nächstes Ziel ansteuern.

Die acht Touren dieser Collection, die hier als Etappen angegeben sind, sind eigentlich acht lange Mehrtageswanderungen, die du auch einzeln in Angriff nehmen kannst. Für jede vorgestellte Tour gebe ich nach den Angaben von Andrea Vitiello (dem offiziellen Planer und ersten Schirmherr der Route) auch die vorgeschlagenen Etappen an. Dadurch ergeben sich insgesamt 42 Etappen mit 940 Kilometern, die du zusammenfügen oder weiter aufteilen kannst – je nach dem Tempo, mit dem du unterwegs sein willst.

Mache dich bereit, die Welt auf deiner Via Postumia zu Fuß zu entdecken.