Willkommen im Orco-Tal, einem alpinen Paradies in den majestätischen Grajischen Alpen im Westen Italiens. In der Welt des Bergsports berühmt fürs Rissklettern, zieht sich dieses Tal nördlich von Turin anmutig entlang der Hänge des Gran Paradiso, des höchsten Berges, der sich vollständig auf italienischem Gebiet befindet. Hier ist die Ruhe fast greifbar, nur das friedliche Läuten von Kuhglocken unterbricht die Stille. Die für Gletschertäler typische Landschaft zeigt die unauslöschlichen Spuren des Eises, das dieses Land im Laufe der Jahrtausende geformt hat, und bildet eine wunderschöne Kulisse für Trailrunning-Abenteuer.

Die Alta Via Canavesana (AVC, Canavesischer Höhenweg) ist ein solches Abenteuer. Ihr Name bezieht sich auf die historische Region Canavese, durch deren Berge sie führt. Der 150 Kilometer lange Rundweg mit mehr als 11.000 Höhenmetern verspricht ein legendäres Erlebnis. Meist wird die AVC in zwölf Etappen unterteilt. Sie eignet sich aber auch gut zum Fastpacking, bei dem du mit ultraleichter Ausrüstung so schnell wie möglich läufst. Dafür habe ich die Strecke in fünf Etappen unterteilt. So kannst du sie als herausfordernde Hüttentour laufen. Für die anspruchsvollen Abschnitte brauchst du eine gute Kondition und Erfahrung in den hohen Bergen, aber keine besonderen technischen Fähigkeiten. Die Route ist daher für so gut wie alle geeignet, die sich das erste Mal an ein Fastpacking-Abenteuer wagen.

Die Idee zur Alta Via Canavesana stammt von den Sektionen des Club Alpino Italiano (CAI) in dieser Region. Die Route führt dich um das Orco-Tal herum und passiert dabei viele Seitentäler wie das des Gebirgsflusses Soana. Zwischen dem Ceresolesee und dem Soana-Tal führt die AVC durch den außergewöhnlichen Nationalpark Gran Paradiso und verläuft unter anderem über die königlichen Jagdwege, die von dem savoyischen König Viktor Emanuel II. in Auftrag gegeben wurden. Du kommst an mehreren Heiligtümern vorbei, die Schauplatz wundersamer Ereignisse gewesen sein sollen, magischen Orten wie die Ebenen der Masche, verwunschenen Dörfern und alten Pfarrkirchen. Das eigentliche Wunder ist jedoch die Landschaft: Gletscherseen und imposante Becken, Felswände, Dreitausender und der mächtige Gran Paradiso, der knapp über 4.000 Meter hoch ist.

Die Etappen, von denen die meisten in gemütlichen Hütten enden, erlauben es dir, mit leichtem Gepäck zu laufen. Ich empfehle dir jedoch, einen Schlafsack mitzunehmen, da eine Nacht in einer gut ausgestatteten, aber nicht bewirtschafteten Biwakschachtel vorgesehen ist. Es ist sinnvoll, dich mit Energieriegeln einzudecken, aber du kannst dich auch in den Hütten und Restaurants entlang der Strecke verpflegen. Wasser zu finden ist unterwegs ebenfalls nicht schwierig. Ein zuverlässiges Paar Trailrunningschuhe ist natürlich unerlässlich, ebenso wie warme, wasserdichte Kleidung, um den plötzlichen Wetterumschwüngen in den Bergen zu trotzen.

Die ideale Zeit für die AVC ist von Mitte Juni bis Mitte September. Denk daran, dass in höheren Lagen auch in den frühen Sommermonaten noch Schnee liegen kann. Den Startort, Pont Canavese, erreichst du mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, indem du mit dem Zug nach Rivarolo fährst und dort den Bus zum Bahnhof Pont. Dieser letzte Abschnitt wird normalerweise auch von einem Zug bedient, aktuell wird dieser aber durch Busse ersetzt.

Hol dir deine Lieblings-Energierriegel und mach dich auf den Weg. Viel Spaß auf der Alta Via Canavesana!