Gedenkstein zum Deutsch-Französischer Krieg von 1870/71

Gedenkstein: Zur Erinnerung an den großen Krieg und an das glorreiche Wieder-Erstehen des Deutschen Reichs im Jahr 1871
Vor fast 150 Jahren – im Jahr 1871 – wurde nach dem militärischen Sieg des neu gegründeten Deutschen Reiches über Frankreich der Gedenkstein auf der Weidacher Höhe errichtet. In diesem Jahr wurde unter der Führung Preußens das Deutsche Reich, zweite deutsche Kaiserreich, gegründet. Damit setzte sich die von Otto von Bismarck energisch betriebene „kleindeutsche Lösung“ gegenüber der „großdeutschen Lösung“ durch. Die R e i c h s g r ü n d u n g war eine „Kriegsgeburt“. Denn sie erfolgte im deutschfranzösischen Krieg 1870/71. Württemberg trat dem Deutschen Reich – verfassungsrechtlich ein Staatenbund zusammen mit Bayern im November 1870 bei und verlor damit seine Selbständigkeit. Lange Zeit war man in Württemberg der Hegemonialmacht Preußen sehr skeptisch gegenübergestanden. Zwar bestanden bereits seit längerem engere Bindungen an Preußen, aber unvergessen war, dass die Württemberger 1866 im Deutschen Krieg noch auf der Seite von Österreich-Ungarn gegen die Preußen gekämpft – und in der Schlacht von Tauberbischofsheim eine entscheidende Niederlage erlitten hatten. Nach dem mit hohen Verlusten teuer bezahlten militärischen Sieg über Frankreich 1870/71, an dem die württembergischen Truppen beteiligt waren, schlug die Skepsis in Begeisterung für Preußen um – auch in Württemberg. Man konnte sich jetzt auch dort als Gewinner fühlen. Die ganze Nation war im Siegesrausch. Frankreich musste Elsass-Lothringen an das neue Deutsche Reich abtreten. Der 1871 auf der Weidacher Höhe von der Gemeinde Echterdingen aufgestellte Gedenkstein legt noch heute Zeugnis von der damaligen Euphorie ab, die auch die Fildergemeinden erfasste. Die Inschrift lautet: „Zur Erinnerung an den großen Krieg und das glorreiche Wiedererstehen des deutschen Reichs 1871“. Hinter dem Stein steht eine Linde, die aus demselben Anlass gepflanzte „Kaiserlinde“, auch Friedenslinde genannt. Der Gedenkstein ist ein Zeugnis patriotischer Erinnerungskultur, die häufig auch nationalistische Tendenzen aufwies: Das Zeitalter des Nationalismus und Imperialismus war angebrochen – mit allen unheilvollen Begleiterscheinungen und Folgen, die schließlich in die Katastrophe des Ersten Weltkriegs (1914 bis 1918) mündeten. (Dr. Kl)
Quelle: Amtsblatt Leinfelden-Echterdingen | Nr. 32 | Freitag, 7. August 2020
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