✝️ Marter und Sühnekreuz der "Weißen Frau"

Die Weiße Frau ist eines der berühmtesten Gespenster Deutschlands. Die stark verwitterte gotische Marter steht am Ort ihres Todes.
Der Legende nach hatte Kunigunde von Orlamünde, früh verwitwet, vom Interesse des Nürnberger Burggrafen Albrecht an ihrer Person gehört. Allerdings hatte er eingewendet: "Vier Augen stehen zwischen uns." Kunigunde schloss daraus auf ihre beiden Kinder aus erster Ehe und brachte diese mit Nadelstichen ins Gehirn um. Nun wandte sich Albrecht entsetzt ab, er hatte seine Eltern gemeint. Kunigunde pilgerte sodann nach Rom, um sich die Absolution beim Papst zu holen. Dieser gewährte sie mit einer Auflage: Kunigunde solle ein Kloster stiften und selbst in dieses eintreten. So gründete sie das Kloster Himmelkron und rutschte von ihrem Wohnsitz, der Plassenburg, auf Knien zu ihrer Stiftung. Kurz bevor sie am Ziel war, verstarb sie an der Stelle, an der sich heute die Marter befindet. Danach zeigte sich Kunigunde als Weiße Frau auf den Schlössern der Hohenzollern, den Nachfahren des Burggrafen Albrecht, um ein bevorstehendes Unglück anzuzeigen. Sie soll auf der Plassenburg, in Ansbach, in Berlin und Rudolstadt erschienen sein, auch mit der Burg Lauenstein wird sie in Verbindung gebracht.
Die real existierende Kunigunde von Orlamünde (circa 1303 bis 1382) war nach dem Tod ihres Gatten Otto tatsächlich Witwe. Und sie verbrachte ihre letzten Lebensjahre im Kloster. Mehr Übereinstimmungen mit der Sage gibt es nicht. Kunigunde hatte keine Kinder und gründete nicht das Kloster Himmelkron - dieses existierte schon seit 1279 - sondern Himmelthron, in das sie eintrat und Äbtissin wurde. Ihr Grabstein ist dort noch zu finden.

Die Marter ist die wohl wertvollste im Landkreis Kulmbach. Das spätgotische, aufwendige Steindenkmal ist stark verwittert, die Reliefs sind kaum noch erkennbar, teils selbst schon zu Rätseln geworden. Das Kunstwerk ist vom Verfall bedroht.
Neben der aufragenden Marter steht rechts ein mittelalterliches Sühnekreuz und links eine bemooste Steinbank späterer Tage.

Die bekannteste Sage über die Weiße Frau hat ihren Ursprung auf der Plassenburg und ist mit der Familie Hohenzollern verknüpft. Burgherrin Kunigunde, Witwe des Grafen Otto von Orlamünde, hatte sich in Albrecht den Schönen, Sohn des Nürnberger Burggrafen Friedrich IV., verliebt. Dieser ließ verbreiten, er würde sie heiraten, wenn nicht vier Augen im Wege stünden. Damit waren seine Eltern gemeint, die eine solche Verbindung ablehnten. Kunigunde missverstand jedoch die Nachricht und bezog sie auf ihre zwei Kinder, ein Mädchen von zwei und einen Jungen von drei Jahren. Sie stach den Kindern mit einer Nadel in den Kopf und tötete sie. Albrecht sagte sich daraufhin von ihr los. Kunigunde unternahm eine Pilgerfahrt nach Rom und erlangte vom Papst die Vergebung ihrer Sünde, mit der Auflage, ein Kloster zu stiften und dort einzutreten. Zur Buße rutschte sie auf den Knien von der Plassenburg in das Tal von Berneck und gründete das Kloster Himmelkron, in dem sie als Äbtissin starb.In einer lokalen Variante der Sage aus Himmelkron bestand das Kloster zur Zeit der Mordtat bereits und die beiden Kinder wurden darin begraben. Kunigunde erblickte, auf den Knien rutschend, auf einem Hügel zwischen Trebgast und Himmelkron das Kloster und starb dort vor Erschöpfung.