Windflüchter-Hain an der Steilküste vor Lancken

Diesen kleinen Hain an der Steilküste an einem schönen Julitag in den frühen Abendstunden besuchen. Dann, wenn die Sonne die Bäume und das Gras am Boden in goldenes Licht taucht. War der Tag so wie heute stürmisch, dann vibriert alles: die Blätter, die Gräser, die zarten Triebe des Schachtelhalmes. Untermalt durch das Tosen der Wellen. Im Gras unter den Bäumen sitzend , beginnt man intensiv diejenigen Elemente zu spüren, welche diesen Überlebensort der Bäume so stark prägen. Das Wasser, die Wellen, die Gischt, welche sich immer mehr in die Steilküste hineinfressen und den Bäumen den Boden unter den Füssen abgraben. Und dann der lebensfeindliche Wind. Die Überlebensgrenze ist deutlich sichtbar. Dem Wind zugewandt ermöglichen die kleineren Büsche und Bäume erst die ungestörte Entwicklung der größeren Buchen weiter landeinwärts. Fehlt dieser Schutz sterben die grossen Bäume ab. Und doch herrscht in diesem Hain an einem solch sonnigen Juliabend Frieden, auch wenn Blätter und Gräser im Wind flirren und nichts Bestand haben zu scheint.

Wenn man Wohllebens Buch über das geheime Leben der Bäume gelesen hat, ist das der Ort und der Zeitpunkt, an welchem man überzeugt wird, dass Bäume miteinander kommunizieren können und dieser Hain vielleicht sich wie ein ganzes, einheitliches Gemeinwesen verhält und sich gegenüber den Elementen behauptet. Dann ist vielleicht auch der Zeitpunkt gekommen an eine der grossen Buchen heranzutreten und von unten den Stamm entlang in die Krone zu schauen. Schließlich darf man den Baum höflichst um Erlaubnis bitten, um ihn an diesem friedlichen Abend umarmen zu dürfen. Dann schließt man die Augen, legt die Stirn an den Stamm und wartet, bis man hoch hinauf in die Krone gezogen wird. Vielleicht erzählt der Baum dann auch eine Geschichte über die letzten Winterstürme oder den letzten Frühling. Hat der Baum seine Geschichte erzählt, sollte man sich bei ihm bedanken :-)