Rathaus Schweinfurth

An der Balkonfront sind auch die Wappen der sieben Kurfürsten des damaligen Reiches zu sehen.

Die sieben Kurfürsten des Reiches ("principes electores imperii") waren drei geistliche Fürsten (die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln) und vier weltliche (der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg).

Quelle:historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kurf%C3%BCrsten#:~:text=Die%20sieben%20Kurf%C3%BCrsten%20des%20Reiches,und%20der%20Markgraf%20von%20Brandenburg).


Der Codex Balduineus enthält die erste bekannte bildliche Darstellung des Kurfürstenkollegiums:
Die sieben Kurfürsten wählen Heinrich von Luxemburg zum König. Es sind dies, kenntlich durch ihre Wappen (v.l.n.r.), die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen.

Quelle:heraldik-wiki.de/wiki/Kurf%C3%BCrst

Am Erkerturm und der Balkonbrüstung des historischen Rathauses aus dem 16. Jh. verweisen die angebrachten Wappen auf die Bedeutung Schweinfurts als Freie Reichstadt (Civitas Imperii) vom 12. Jh. bis zum Jahr 1802. Genau datieren lassen sich Anfänge mangels Urkunden nicht mehr, doch im Laufe des 12. Jh. entstand Schweinfurt vermutlich als Gründung auf königlichem Gebiet. Aus dem Jahr 1282 liegt schließlich die Bestätigung von König Rudolf I. mit der Anerkennung des Reichsstadtstatus' vor. Als Reichstadt bestand keine Unterstellung unter einen Landesfürsten, sondern die Stadt war reichsunmittelbar dem König/Kaiser unterstellt und im Städtekollegium des Reichstags vertreten. Schweinfurt besaß damit einen vergleichbaren Rang wie Frankfurt am Main, Aachen, Nürnberg, Ulm oder Bremen.

Diesem Status entsprechend prangt am Erkerturm des Rathauses das königlich/kaiserliche deutsche Doppeladlerwappen. Darunter an der Balkonbrüstung wird dies unterstrichen durch die Wappen der sieben Kurfürsten, die als wichtigste Reichsfürsten den König/Kaiser wählten und die Reichserzämter innehatten: Trier (Erzkanzler für Burgund), Köln (Erzkanzler für Italien), Mainz (Erzkanzler für Deutschland), Böhmen (Erzmundschenk), Pfalz (Erztruchsess), Sachsen (Erzmarschall), Brandenburg (Erzkämmerer).

1802/03 verlor Schweinfurt wie 44 weitere Reichsstädte seinen Status durch den Reichsdeputationshauptschluss. Dieses letzte bedeutende Gesetz des Heiligen Römischen Reiches regelte zahlreiche Territorialgrenzen neu und reagierte damit auf die linksrheinischen Gebietsabtretungen an Frankreich. Schweinfurt wurde dadurch Bayern zugeordnet.