Die Haute Traversée de Belledonne verläuft auf Pfaden, die einst von Hirten genutzt wurden. Daher trägt sie auch den Namen „Sentier des Bergers“, also „Hirtenpfad“. Seit 2018 ist dieser Fernwanderweg komplett markiert. Das Projekt wurde von der Fédération des Alpages initiiert, die das Erbe der beweideten Almen in der Belledonne pflegt. Auf dieser Route überquerst du die gesamte Bergkette und entdeckst ihre Wälder und Almen, Bergkämme und Gipfel. Ich persönlich finde es ziemlich unglaublich, dass es möglich ist, eine ganze Bergkette zu durchqueren, ganz ohne Erfahrungen im Bergsteigen zu haben.

Die Belledonne-Kette ist eines der wichtigsten Alpengebirge aus Kristallingestein, so wie das Écrins-Massiv und das Mont Blanc-Massiv. Sie ist 80 Kilometer lang und etwa 15 Kilometer breit. Keine Straße durchquert das Gebirge komplett. Es ist wirklich so, wie man es sich vorstellt: wild, wunderschön und rau. Die Möglichkeiten für Abenteuer und Herausforderungen sind scheinbar unendlich. In der Belledonne gibt es 90 Gipfel über 2.500 Meter Höhe und 70 Seen. Mit anderen Worten: Wo immer du dich auf dieser Durchquerung befindest, bist du nie weit von einem beeindruckenden Gipfel oder einem See mit kristallklarem Wasser entfernt. Mit etwas Glück kannst du unterwegs zahlreiche Steinböcke beobachten. Sie wurden in den 1980er Jahren auf dem benachbarten Berg Rissiou angesiedelt und haben sich inzwischen auch in der Belledonne ausgebreitet. Heute lebt dort eine der größten Steinbockpopulationen der Alpen.

Die GR 738 ist anspruchsvoll und richtet sich an Personen mit guter Kondition und Erfahrung im Bergwandern. Mit Ausnahme des letzten Tages erwarten alle Etappen mehr als 1.000 Höhenmeter von dir. Die Etappen 2, 3 und 4 enden an unbewirteten Hütten und unterwegs gibt es keine Möglichkeit, neuen Proviant zu kaufen. Der zweite Teil der Route ist etwas bequemer. Die Etappen 5 und 6 enden an Hütten, wo du ein leckeres Essen bekommst und auch Verpflegung für den nächsten Tag kaufen kannst. Etappe 7 endet im Dorf Le Recoin, wo für Essen und Unterkunft gesorgt ist. Plane deine Wanderung also gut und nimm genügend Proviant mit. Denn du wirst einiges an Energie brauchen.

Jede Etappe endet an einem Ort, an dem du übernachten kannst, sei es eine unbewirtete Hütte, eine bewirtete Hütte oder ein Biwakplatz. Unbewirtete Hütten funktionieren nach dem Prinzip „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Wenn du zu spät ankommst, kann es sein, dass schon alle Schlafplätze belegt sind. Im Hochsommer ist es deshalb ratsam, zur Sicherheit ein Zelt dabeizuhaben. Mehr Informationen zu den Unterkunftsmöglichkeiten findest du in den Tourbeschreibungen. Biwakieren und Zelten für eine Nacht ist auf der gesamten Strecke zwischen 19 und 9 Uhr erlaubt, mit Ausnahme des Gebiets der Alpage de la Pra. Wenn du dort campen möchtest, erkundige dich beim Hüttenwirt der gleichnamigen Hütte, wo du dein Zelt aufschlagen darfst.

Der Bahnhof von Aiguebelle, wo die GR 738 beginnt, ist mit Regionalzügen von Chambéry und Grenoble leicht zu erreichen. Wenn du dort schon einen Tag vor deiner Wanderung ankommst, findest du mehrere Unterkünfte sowie einen Biwakplatz in der Allée de Chaventon. Weitere Informationen dazu gibt es hier: hautetraverseedebelledonne.fr/hebergements/aiguebelle-aire-de-bivouac.

Es gibt mehrere Möglichkeiten von Vizille, dem Ziel der Wanderung, zurück nach Grenoble zu gelangen. Von Montag bis Samstag bringt dich die Buslinie 70 von der Haltestelle „Place du Château“, wo die letzte Etappe endet, in weniger als zehn Minuten zum SNCF-Bahnhof Jarrie-Vizille. Von dort kannst du in einen Regionalzug steigen und in 15 Minuten zum SNCF-Bahnhof von Grenoble fahren. Sonntags bringt dich die Buslinie T75 von derselben Haltestelle direkt zum SNCF-Bahnhof in Grenoble. Egal an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit du an deinem Ziel ankommst, es gibt immer einen Weg, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder nach Hause zu kommen. Weitere Informationen findest du unter: moovitapp.com/grenoble-3200/poi/de.

Ich empfehle dir, die Belledonne-Durchquerung zwischen Mitte Juni und Mitte September zu gehen. So vermeidest du auch in den Höhenlagen Schnee und die bewirteten Hütten auf dem zweiten Teil der Route sind geöffnet. Wenn du die Wanderung Anfang Juni oder nach Ende September machen möchtest, brauchst du mehr Ausrüstung und Erfahrung, um dich sicher im Gelände zu bewegen (Steigeisen und Pickel). Einige Passagen sind dann sehr viel schwieriger und technischer.

Falls du Französisch kannst, empfehle ich dir die Website des Espace Belledonne, um vor deiner Wanderung mehr über das Gebirge zu erfahren: espacebelledonne.fr. Dort findest du Informationen über Natur, Geschichte und Kultur der Gebirgskette.

Viel Spaß auf diesem Abenteuer!