Bikepacking mit Spirit. Über Via belgica, Hohes Venn, Lanzerather Ridge und Vulkaneifel nach Wittlich

Kannste-Tuste-Musste-Warste-Haste-schon? Mmmh, habe fertig. Tschüss, bin mal draussen. 3-4 Tage auf dem Rad. Miles for meditation unchain heart and soul. Diesmal was mit Eifel um sich auf aussichtsreicher Strecke den Wind um die Nase wehen zu lassen. Gut, es wurde heftiger Gegenwind mit 4-5 Bft, dennoch ...
Frühjahr ´22 war mit Vollbremsungen versehen. Eine der Auswirkungen: bisher nur 533 km mit dem Rad gefahren. Ob dann Eifel gut geht ?
Letztes Jahr mal so mit bike packing angefangen, weil wo konntest du frei hinfahren für Urlaub bei Pandemie ? Gewinne ich, chakka, gleich ein Rad dazu. Bin immer noch fassungslos erfreut Komoot. Danke. Nun ist es endlich Zeit, einen erneuten Versuch wert dem Lockruf der Freiheit zu folgen. Bike packing ´22 - meine „Free-Willy-Tour“. "Gib dem bike, was des bikes ist." Was noch geht, ist der Weg (i.S.v.: soll der Weg sein, wie er auch kommen möge). Hauptsache raus. Und eines ist uns ja gewiss: et hätt noch immer jot jejange.
Der Dalai Lama sagt: „Besuche einmal im Jahr einen Ort, den du noch nicht kennst.“ Leichte Aufgabe, es braucht keinen Flieger. Mich lockt die Eifel mit ner ziemlich trockenen Phase voller Sonne. Nemme mer met.
Der Plan also, an der Hohen Domkirche Sankt Petrus zu Köln Spirit zu tanken und grob die Via Belgica runter zu rollen um dann links hoch ins Grün der Eifel einzubiegen. Am Dom im Zentrum von dem Dorf mit der Kiste drinnen von Freddies (Friedrich I. Barbarossa) "Italienreise mit Stadtsanierung“ (Zerstörung Mailands 1162 n.Chr.) zu starten klingt verlockend. Drinnen das monumentale, goldene Reliquiar der Gebeine des ersten Dreigestirns (man munkelte früher der Heiligen Drei Könige), das Gerokreuz, der dicke Pitter und auch viel zum Staunen vom Dach aus. Ein Kerzchen stellen geht auch. Draußen die via belgica als Ost-West-Achse bis zur Nordsee. Tatsächlich: fielen für mehrere Tage sämtliche S-Bahnen meiner Region wg. Personalmangel (Covitsommerwelle) aus. Blieb ein voller RE9 (Regionalexpress Siegen-Aachen) und mind. 60min. um vom Bahnsteig eins tiefer und vor den Dom zu kommen. Dort ne volle Domplatte (nit ruut-wies) mit Touristen und Domschweizer die nichts wissen um sichere Fahrräderständer für Solobikepacker die auch in den Dom wollen.
Wat wellste maache ? Antwort auf römisch: „vade retro, audaces fortuna juvat“ - hier i.S.v. „zieh los, das Glück begünstigt die Mutigen“. Mein Dank an Tullius Firlefanzus, den Sonderbeauftragten des Gaius Julius Ceasar für diese erhabene Wegweisung. (Anm: s. Asterix und der Avernaschild).
Rhein - Jülicher Börde - Mosel: zw. Neolithikum und Neuzeit waren auch Römer im Lande. Neben Straßen und Ruinen ist die Kunst um die Weinrebe erhalten geblieben. Da besteht abends eine gute Chance sich kulinarisch lecker Feststoff und oro liquido (flüssiges Gold) zu bunkern. Gaskocher du hast Pause.
Eine weitere Hoffnung: kontemplatives Innehalten trifft auf ernährungsphysiologisch ausgereiftes Konzept. Hier: drink plenty of liquids while rolling ! Isodrink aus Steillagen. Klar. Mark Twain hätte seine Freude „break the rules, live´s to short …“.
Fahre los, über die via belgica zum braunen Gold des Hambacher Tagebaus, durch die Jülicher Börde und zum Unesco-Welterbe in Aix-la- Chapelle, dem Aachener Dom mit der Krönungskapelle. Folge einer Radspur durch die Schneifel. Die Vennbahnlinie führt über Hohes -, Schwarzes - und Herzogen Venn, zur Wasserscheide Maas-Rhein um ins Kylltal hinunter bis Gerolstein zu führen. Hier sprudeln die mineralischen Quellen der Vulkaneifel, liegen die Gerolsteiner Dolomiten und Grüne Oasen mit schroffen Gesteinsketten. Atemberaubende und erfrischende Flüsschen liegen eingebettet in steilen Tälern. Alles heute via Genussradeln auf weitestgehend alten Bahntrassen mit überraschend abwechslungsreichem landschaftlichen Potpourri erlebbar. Das klingt wie Essen auf Rädern ohne Gewichtsproblem. War auch wunderbar, bis auf den unplanbaren Gegenwind. Das zehrte an den Kräften. Spontane Camping-Nachtlagersuchen enden immer erfolgreich auch ohne Anmeldungen. Es freut sich aber jeder, wenn man sich kurzfristig ankündigt. * de.wikipedia.org/wiki/Vennbahn
Am dritten Tag ein in dubio pro reo für die Waagschale. Nutze den gut ausgebauten regionalen Bus-/Schienenersatzverkehr um die steile Etappe Gerolstein-Daun wg. müder Beine unbedingt zu umgehen. Sehr gut gemacht: zu kühl (wusste gleich warum ich direkt an die Mosel wollte) , zu bewölkt, Grün gibt´s auch im Park und beim Schlossblick zu Daun juckte nicht mal ansatzweise der Finger am Auslöser. Von Daun bis Wittlich lockt der Maare-Mosel-Radweg mit allem was das Herz begehrt, außer ner schönen Einkehr. Richtig tolles Genussradeln auch ohne Riegel. Investiere die gesparte Auffahrzeit nach Daun in "zeithaben" für den MMR. Urlaub, angekommen. Am Bahnhof zu Wittlich endet dann mein 3-Tages-Trip mit Anschluss Mosel- und Rheinschiene. Fazit: komme auf jeden Fall wieder, es gibt noch so viel zu erleben und entdecken.