„Oh, Bewohner von Al-Andalus!
Wie glücklich seid ihr, Wasser, Schatten, Flüsse und Bäume zu haben!
Es gibt keinen Paradiesgarten außer in euren Behausungen.
Wenn ich wählen müsste, würde ich diesen wählen.
Denke nicht, dass du morgen in die Hölle kommst;
Man kommt nicht in die Hölle, nachdem man im Paradies gelebt hat!“

Dies schrieb der almoravidische Dichter Ibn Jafaya aus Alzira im 11. Jahrhundert über die von den Arabern so hoch geschätzten Obst- und Gartenanlagen von Valencia. Ibn Jafaya, einer der einflussreichsten Dichter der arabischen Literatur, besaß Land in Alzira, das er eifrig bewirtschaftete.

In dieser Collection schlage ich dir vor, 250 Kilometer durch die Obstgärten und Gebirgszüge, vorbei an den Flüssen und Festungen im Süden Valencias zu fahren. Diese Gebiete durchquerte der Ritter El Cid, dessen Taten im Epos „Cantar de Mio Cid“ verewigt und ausgeschmückt wurden, bei seinem Versuch, seine Kontrolle auszuweiten. In fünf Etappen fährst du mit dem Rad über Wege und Pfade, die durch große Obstplantagen rund um den Naturpark Albufera und durch die Täler der Flüsse Júcar, Albaida, Clariano und Vinalopó führen. Außerdem entdeckst du die Sierras de L'Ombria und Callosa und genießt den mittelalterlichen Charme der Festungen von Alzira, Sax, Bocairent, Ontinyent, Biar und Villena.

Die heutigen Gemüseplantagen von Valencia, die sogenannte Huerta, sind eine moderne Version eines landwirtschaftlichen Systems, das bereits von den Römern genutzt wurde. Später, während der arabischen Besatzung, wurde die bewirtschaftete Landschaft rund um die damals ummauerten Städte als „Alquería“ bezeichnet. Dieser Begriff wird in Valencia noch heute für bestimmte Gebiete verwendet.

Dieses produktive System der Bewirtschaftung funktionierte am besten in Friedenszeiten, als die großen Festungen die Sicherheit der Bewohner garantierten. Ende des 11. Jahrhunderts drängten die Almoraviden in die Gegend, um die Kontrolle über die Taifa-Königreiche zu übernehmen und Valencia zurückzuerobern. Das gesamte Gebiet südlich davon, das von El Cid erobert worden war, litt ständig unter Konflikten zwischen Arabern und Christen. El Cid beabsichtigte, seinen Herrschaftsbereich so weit auszudehnen, dass er Valencia, die reichste und begehrteste Taifa, verteidigen konnte.

Der fünfte Abschnitt des Camino del Cid (Weg des Cid) trägt deshalb den Namen „Defensa del Sur“ (Verteidigung des Südens). Die Besonderheiten dieser Route sind die Durchquerung der valencianischen Huerta, das Naturschutzgebiet Albufera und die Flusslandschaft Pou Clar sowie das monumentale Erbe der Muslime in Form von Schlössern, Mauern und Festungen.

Das Naturerbe Valencias wird vom Naturpark Albufera angeführt. Eine riesige flache Lagune, die vom Meer durch Sandbänke getrennt ist, schafft einen natürlichen Raum, in dem die Valencianer seit jeher Reis anbauen. Auch heute kannst du hier ausgedehnte Reisfelder bewundern sowie Wasservögel beobachten, die diese Lagune zu ihrer Heimat gemacht haben. Die Albufera ist auch der Geburtsort der Paella und es gibt keinen besseren Ort, um bei diesem typischen Gericht seine Pause zu genießen. Auf dem weiteren Weg verzaubert dich die Landschaft Pou Clar am Fluss Clariano mit einer Reihe von kristallklaren Becken in einer vom Wasser ausgehöhlten Kalksteinschlucht.

Alicante ist eine der bergigsten Provinzen Spaniens. Die Muslime bauten hier einst riesige Verteidigungsanlagen auf schwer zugängliche Anhöhen. Diese gewaltigen Bauwerke werden dich zum Beispiel in Sax, Bocairent und Biar zum Staunen bringen.

Die beste Zeit für eine Reise in diese Region ist zweifellos zwischen Oktober und März, denn der Winter im Süden Valencias ist sehr mild. Dann sind die Tage zwar kürzer, aber das ist dem sehr heißen Sommer dennoch vorzuziehen. Der Vorteil im Sommer ist, dass du die Mittagsstunden dazu nutzen kannst, um dich an den Flüssen und Wasserbecken zu erholen und ein erfrischendes Bad zu nehmen. Diese Route verläuft hauptsächlich auf asphaltierten Straßen zwischen Obstplantagen, aber auch auf unbefestigten Wegen und Bergpfaden durch die Kalksteinberge von Alicante. Das ideale Fahrrad ist also ein Mountainbike mit 29-Zoll-Laufrädern, mit dem du bequem durch die wildesten Landschaften fahren kannst. Obwohl die Strecke einige Hügel aufweist, erfordert sie kein hohes Maß an Kondition, da sie überwiegend flach oder bergab verläuft.

Die Route beginnt in Valencia und endet am Bahnhof in Orihuela. Die Küste ist mit Zügen und Bussen hervorragend angebunden. Alle Etappen enden in Orten, in denen es zahlreiche Unterkunfts- und Verpflegungsmöglichkeiten gibt. Bleibt nur noch, dir ein schönes Abenteuer auf den Spuren des Cid zu wünschen.