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Malta - Pebbles und Plemplem

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Malta - Pebbles und Plemplem

Joggingbrot 🏃🏻🥖

Malta - Pebbles und Plemplem

Collection von Joggingbrot 🏃🏻🥖

5 Touren

36:45 Std

175 km

3 070 m

Pro- und Epilog zu den Wandertouren.(Prolog)Die Nervosität, sie übermannt mich.
Kurz nachdem die Couch die Wohnung verlässt zieht es mich aus dem Bett.
10:10 Uhr ist Boarding. Lange vorher bin ich flügge. Schon seit der Nichteinigung bei der Bahn geistert das Wort „Streik“ in mir, auch wenn es heute (zum Glück nicht mit Leben gefüllt wird).Die Reise, ohnehin ein spontaner Wahnsinn.
Wer vergisst schon seinen Urlaub? Und erzählt dann auch noch vom „Stress“?
Nicht das erste Mal weist mich die Chefin auf Urlaub hin, der in meinem Kopf nicht vorkommt. Diesmal tut sie es vorher. Sie hat aus ihren Fehlern… naja… aus meinen Unzulänglichkeiten gelernt. Schon einmal hatte ich es nicht auf dem
Schirm, das Frei, und Outlook war mir keine Hilfe. Damals war die Woche schon vorüber, ließ sich aber zum Glück schieben. Seit dem lachen wir immer wieder darüber. Dass das fast noch einmal passiert… Vielleicht gehöre ich doch mal untersucht. 🙈
Warum der geplante Urlaub irgendwie nicht in mir hängenblieb? Vielleicht liegt es an der Planungsleere, der Örtlichen. Ohne konkrete Vorhaben gerät die Zukunft leicht in Vergessenheit. Also heißt es, das genommene Frei mit Inhalt zu füllen und damit zumindest - und das ist doch auch viel wichtiger - im Rückblick statt der Vorausschau präsent zu halten.Schon vor dem Hin muss ich dankbar sein, dass zwischen Erkenntnis und Umsetzung nicht zu viel Zeit vergangen ist. Seit der Buchung grübel ich, ob die Wahl des Hotels, ob die überhastete Planung der Touren anders nicht doch besser wäre. Aber die Reue - das stand hier wahrscheinlich schon öfter zu lesen - ist ein schlechter Reisebegleiter. Es wird sich alles finden.
Ich bin niemandem verpflichtet. Nicht einmal - und auch dass sollte man sich ruhig öfter mal sagen - mir selbst bin ich irgendwas schuldig.
Erstmal findet die Bahn jedoch, dass ich IHR etwas schulde: Ein Anschlussticket; die Ansage in der S-Bahn erinnert mich daran, dass Schönefeld nicht Berlin ist. Nicht richtig zumindest. Erst nach dem Kauf fragt das DTicket in meiner Hosentasche, wozu ich es eigentlich habe… 2,10 EUR - die Urlaubskasse rollt mit den Augen.Der frühe Losmarsch erweist sich allerdings als erwartbar richtig: die Schlange bei der Sicherheitscontrolle, sie bewegt sich kaum. Diese Schlange ist eher eine Schleiche. Ohnehin kein Über-Flieger sorgen schon Kleinigkeiten wie diese zur Mehrung der Unruhe in mir. Und mit jedem Flüssigkeitsverbotsschild steigt der Grad der Verwüstung meiner Speicheldrüsen.
Da hilft nicht, dass die Oma im Sicherheitsvideo schnell noch einen Schluck aus der Eierlikörpulle nimmt, bevor sie die Flasche entsorgt. Das habe ich doch hoffentlich geträumt?! Nein, leider nein.
Und dann schickt die Süddeutsche auch noch, dass Verdi die Lufthansa erneut bestreikt… zum
Glück am Donnerstag und Freitag… Rückflug Samstag… abwarten…
Nach insgesamt 30 Minuten bin ich in Sicherheit. Was immer das heißt. Die Schlange hinter mir? Inzwischen eine Phyton.
Zumindest bin ich im Bereich der überteuerten Getränke, aber der Durst nimmt auf das Budget keine Rücksicht und verlangt Luxuswasser. Schon ein paar Meter weiter bestellt sich der Großverdiener in mir dann noch ein Kölsch. Ich sitz ja nicht am Steuer. Prost.
Am Gate wird mehrfach auf die Handgepäckbeschränkungen hingewiesen und (etwas drohend) nach Passagieren gesucht, die ein Gepäckstück aufgeben. No risk, no fun. Oder ich bin einfach leicht einzuschüchtern? Ich mach’s - auch wenn ich kurz danach feststelle, dass scheinbar jeder den verboten großen Rucksack zusätzlich zum Koffer hat. Ohne Konsequenzen.
Dass ich in Frankfurt erst umsteigen muss, nimmt der Sache nicht wirklich die Spannung. Zur Not wird’s halt ein Wellnessurlaub…
Alles andere als Wellness das Durcheinander beim Boarding. Ständig piept der Scanner mit irgendwelchen Problemen. Um 10:25 schließt der Plan den Einstieg. Um 10:25 stehen fast alle noch im Terminal. Wie so oft hat der Plan gegen die Realität keine Chance.Doch kurz nach 11 heben wir endlich ab.
Ist die Lufthansa die Bahn des Himmels?
In jedem Fall will mir auch diesmal nicht in den Kopf, warum diese Tonnen Metall mit mir in ihrer Mitte überhaupt vom Boden kommen. Physik braucht, wer nicht an Wunder glauben kann. Und wie können die Wattewolken unter uns und all das denn eigentlich kein Wunder sein? Ich bin abgehoben, im wahrsten Sinne des Wortes. Wie der erste Mensch am Himmel bin ich zur fotografischen Doku gezwungen. Total bescheuert. Aber geht mir das unterwegs zu Hause anders?
Dort - zu Hause - vermeidet der wechselnde Blick nach Links und Rechts zumindest die Nackenstarre. Mein Hals, er ist definitiv nur für die Kurzstrecke gemacht. Zumindest die in der Luft.Reinhard Mey singt von der Freiheit über den Wolken und ich denke: Wie fliegst DU denn? Wir sind hier eingeschlossen in einem Blechzäpfchen und vergurtet neben Fremden. Welche Freiheit, Reinhard, welche Freiheit?
Und trotzdem: Die Unendlichkeit, die Sonne über der geschlossenen weißen Wolkendecke, darunter dann alles grau. Ein Wahnsinn.
Und alles vergeht… wie im Flug. Flachwitzkasse, ich weiß.
Schnell geht es vor allem weil der erwähnte Umstieg ansteht. Kaum sind wir oben beginnt der Landeanflug. Und auch, wenn die fabelhafte und vor ihrer Zeit verstorbene Evelyn Hamann neben mir nicht Rilke zitiert erinnert das Bild kurz nach dem Aufsetzen irgendwie doch an Loriot….
Zwei Minuten vor der Zeit landen wir gefühlt direkt auf der Autobahn und die Angst, nicht rechtzeitig aus dem Flieger zu kommen lässt die Leute zu Wrestlern werden. Oder Anstehern, denn wie immer dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis man wirklich raus ist. Die Umsteigezeit ist trotz der weiten Wege ausreichend.Der erste Blick am vorläufigen Boden geht - natürlich in die FindMy-App. Der Koffer, auch er hat den Weg nach Frankfurt gefunden. Da er nicht Marleen und ich nicht Marianne heißen bin ich hoffnungsvoll, dass wir auch den Rest der Reise zusammen meistern.Am Gate lesen sie Namen vor und bitten darum, dass deren tragende Personen am Schalter vorstellig werden. Die Namen selbst? Nicht zu verstehen. Es liegt nicht an der Technik sondern den Aussprechern, die sich mit dem scheinbar völligen Fehlen von Vokalen merklich schwer tun. Es hat großen Unterhaltungswert. Kurz bin ich versucht, mein Glück zu probieren. Vielleicht gibt es Upgrades? Aber wenn ich dann selbst meinen angeblich eigenen Namen nicht hinbekäme, wäre das meiner Glaubwürdigkeit sicher nicht sonderlich zuträglich…Stattdessen beobachte ich lieber wie neben mir - scheinbar mit hoher Dringlichkeit - alle Magazine dieser Welt ausgepackt und kurz vor dem Boarding in einer Geschwindigkeit durchgeblättert werden, die Quick-Reader neidisch werden ließe. Um mich herum besteht alles aus Rentern und Amis. Da kommt Freude auf.Es keimt die Panik vor dem Sitzplatznachbarn in der Kabine… und in den Sitznachbarn keimt - kaum knistert das Mikro - die Panik, die Maschine zu verpassen. Eine Katastrophenübung läuft gesitteter.Während mein Koffer schon im Flugzeug auf mich wartet - thanks, AirTags - lasse dann irgendwann auch ich meine Bordkarte piepen.Gut, dass ich all Faszination im ersten Teilstück ausgelebt habe, denn jetzt blicke ich nur auf Hinterköpfe und nicht auf die Alpen oder Rom, von denen der Kapitän unterwegs berichtet.
Fensterln muss jetzt jemand anderes. Zum Ausgleich schenkt der Gangplatz mir Beinfreiheit und die fast 150 Minuten von Frankfurt Zeit genug, das hier Obenstehende Korrektur zu lesen. Bescheuert, wie viel der Kopf und die Daumen schaffen, wenn die Beine nichts zu tun haben. Das wird in den nächsten Tagen sicher anders.
Auch jetzt heißt es schon: One of the things is not like the others. And that thing is me.
In meinem Sechser bin ich der Einzige, der quasi nicht sofort eingeschlafen ist. Sollten die Triebwerke ausfallen, wir merkten es nicht, denn um mich herum ist nur noch Schnarchen zu hören.
Also tauche ich ab. Zum Glück ohne Notlandung, sondern in die Welt des Ewald Arenz. Immer eine Empfehlung. Clara und Elias, sie machen einem das Herz ganz groß und winzig klein zugleich. Und dann, kurz bevor das Buch zu Ende ist, ist sie da, die Insel. Landeanflug. Der schmale Fenstersttreifen zeigt zwischen der Wolken-Zuckerwatte nur Diamanten. Das Mittelmeer glitzert uns mit unendlichen Karat erwartungsfreudig entgegen.
Der Unterhaltung der Stewardessen ist zu entnehmen, dass der Pilot von einer recht wackeligen Landung ausgeht… Nun ja, wir werden den Fels schon nicht verfehlen. Oder an ihm zerschellen….
Tatsächlich wird es ziemlich ruckelig und bringt auch ein paar Luftlöcher. Ich liebe es.
Am Ende landen wir für mein Empfinden butterweich.
Hmm… Butter…
Wo war ich? Ach ja: endlich da.
1.400 Wörter und noch keinen Schritt getan.
Die meisten Mitreisenden werden sich mir in den nächsten Tagen nicht anschließen, denke ich, aber dass man sich in Wandercharakteren herrlich irren kann, hat die Vergangenheit mehrfach gezeigt.
Schneller als irgendwo sonst kommt man ans Gepäck. Zumindest nach einem kurzen Moment der Unsicherheit, als das Handy mir sagt, dass der AirTag nicht mehr in meiner Nähe ist. Doch kaum steh ich am Laufband, sind wir wieder vereint, der Koffer und ich.
Auch nach dem Shuttle-Schalter muss man zum Glück nicht lange suchen und sich so nicht durch die Zettel und Displays der Abholer kämpfen. Halb Malta scheint hier im Touristentransport zu arbeiten.
Trotzdem dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis mein Fahrer am Schalter ist. Auch das natürlich eher relativ. Irritierender ist, dass sich neben mir jemand heftig mit der Frau auf der anderen „Thekenseite“ streitet. Augenscheinlich geht es um die Tourenverteilung. Mich beschleicht die Befürchtung, dass er für mich bestellt und mit seiner Route nicht zufrieden ist… dann verschwindet er, und ich weiß nicht, ob ich das nicht eigentlich gut finden soll…
Es wird telefoniert, es dauert, eine Russin, die - sorry - russischer nicht aussehen könnte, kommt und am Ende fahre ich bei ihr mit zwei Spaniern im 4-Sitzer, nachdem sie vom Beifahrersitz (linke Seite, fast steige ich falsch ein) geräumt hat, was scheinbar ihr gesamter Hausrat ist. Nett ist sie trotzdem. Und sie reiht sich nicht in eine Abbiegeschlange, nein, sie fährt an 1.000 Autos vorbei nach vorne und schert hupend ein. Auch von Reißverschluss hält sie nicht viel, sie fährt eher Klett. Zumindest schafft es an keiner Lücke jemand vor uns in die Spur. So kommen wir in wahrscheinlich Rekordzeit durch die Stadt.
Bedenklich stimmt schon jetzt der Stau auf der Gegenseite Richtung Flughafen. Das Beste wäre wohl, ich kehre gleich um, nachdem ich im Hotel bin, damit ich den Abflug pünktlich schaffe… Aber auch das wird sich finden. Zu früh los bringt auch nix - es wartet ja noch dieser Streik…Der erste Eindruck von Malta? Voll. Und vollgebaut. Und in Bebauung. Es ist… ein kleiner Kulturschock. Verkehrsregeln gibt es wenig bis keine, wie mir scheint. Aber ich bin ja nicht zur Fahrschule hier.Wirklich lange dauert es zum Hotel nicht. Holiday Inn Express in St. Julian. Partyviertel, wie sich schnell herausstellt. Aber mit all dem Fastfood werde ich auch in der schlimmsten Not nicht verhungern, auch wenn die Beine in jedem Fall auf einer anderen Party tanzen sollen.Die Beschreibung schleift jetzt etwas, denn nun bin ich selbst gefragt und lass mich nicht mehr in der ein oder anderen Form durch die Welt gondeln. Einiges muss nun „nachgeschrieben“ werden und kann nicht mehr im „Ist“ entstehen. Das Festhalten der Eindrücke… leidet eindrücklich darunter.Also Malta. Beziehungsweise der Ort (auch wenn hier alle behaupten, es wären verschiedene…).
Ab zum Strand. Badeurlaub wird es trotzdem nicht. Aber wenn schon auf ner Insel, muss Wasser ganz vorne auf der Liste stehen. Über wildes Gestein geht es Richtung Bausünden. Portomaso Marina. Wer große Boote und schreckliche Eigentumswohnungen sehen will, ist hier richtig. Los ist nix. Hier ist man vor allem eins: nicht da, so wie es aussieht. Es wirkt wie eine Disneylandkulisse.
Ziel ist ist Valetta, also raus aus der Betonöde und rein ins Betongewusel. Die Straßen lassen wenig System erkennen, überall einbahnen sich die Autos den Weg durch die engen Gassen. Manchmal ist nicht ganz klar, ob gerade aufgebaut oder abgerissen wird. Die ganz schlimmen Bausünden scheinen sich nicht durchzusetzen, zumindest wenn man an der ersten Küstenreihe vorbeisieht; der nordafrikanische Erkercharme überwiegt. Für Fußgänger ist zwischen den Häusern und Autos allerdings wenig Platz. Die Fußwege? Eng. Was machen die… „volumigen“ Amis aus dem Flugzeug? Und gibt es die dicke Opernängerin aus Malta (Früher quasi Standard beim GrandPrix, oder nicht?) hier wirklich? Zumindest kann man fast nirgendwo nebeneinander laufen. Aber mit mir allein hab ich gute Karten.
Und was hier auch nicht geht? Prenzlauer Kinderwagenhorden. Überhaupt - und das fällt erst später richtig auf - sehe ich nur ein einziges Schmalspurexemplar. Auch Fahrräder fehlen im Stadtbild fast völlig. Ist das zum Teil steile Hoch und Runter schuld?
Vielleicht wissen Kinder und Radler nur, was gleich kommt: Die Dämmerung. 18 Uhr. Eine halbe Stunde später ist es duster. Lichtschalter aus, sagt Mutter Eos. Schon heute stimmt das für die nächsten Tage nachdenklich. Was kann man nach Frühstück und ggf. nötiger Anreise „schaffen“? Als wenn es was zu „schaffen“ gäbe! War das nicht genau das, worum es nicht gehen sollte?Erst mal geht es weiter Richtung Valetta.
Die jüngste Statistik zu Fussgängerunfällen liegen mir leider (zum Glück?) nicht vor. An nicht wenigen Stellen gibt es gleich gar keinen Fußweg mehr. Wer per pedes unterwegs ist, hat zum Teil nur einen auf der Straße markierten schmalen Streifen… und manchmal nicht mal den. Ich hoffe, dass die Autofahrer nicht zu viel GTA gespielt haben. Aber da brachte auch der Fußweg nichts, oder? Die Einbahnstraßen und vor allem die Tatsache, dass hier alle auf der falschen Seite fahren wollen, mir einfach nicht in den Kopf.
Irgendwie lande ich dann doch in Valetta, wobei der Übergang der Orte wirklich nicht erkennbar ist. Lasst uns einfach von „Ortsteilen“ reden. Zunächst scheint kaum etwas los. Trotz Dunkelheit sind die Park noch offen, werden jetzt aber nur noch von Unmengen Katzen und vereinzelten Gassigängern frequentiert. Ein wenig… unheimlich.
Und ja, natürlich geht die Natur unter, wenn sie nicht extra beleuchtet ist. Bei Tag wiederkommen? Mal sehen.
Selbst auf der Mall in Valetta ist kaum etwas los, auch wenn sich hier scheinbar alle Busse der Insel treffen. Tagsüber… schlimmer noch: Im Sommer muss es hier fürchterlich voll sein.
Erst am Stadttor wird es jetzt etwas belebter. Touristen, klar, aber da bin ich heut wohl der Letzte, der sich ein Urteil erlauben darf.
Allerdings beschränken auch sie sich hier auf die Repubblika. Valetta ist eine Einkaufsstraße. Viel los ist jetzt (kurz nach sieben) wenig. Klar, hier gibt es sonst nix und wer schlendert schon gern im Dunkeln? Bereits in den Seitenstraßen ist es - wenn nicht gerade eine Kneipe grölende Engländer lockt - menschenleer. Sobald ich jemand anderen unterwegs sehe, spannt sich alles an. Eigentlich bekloppt, aber würde mich hier jemand hören? Die Häuser scheinen - anders als die Ferienbunker ein paar Kilometer früher - bewohnt, aber belebt und bewohnt ist halt doch nicht das Gleiche.
Kurz geht es in die Barakka Gardens, aber auch hier schreit alles in mir „Murderville“. Es ist super gepflegt und sauber - auch so ein schrecklich deutscher Satz - auch wenn es hier scheinbar uso ist, die Müllsäcke zur Abholung einfach vor‘s Haus zu stellen (Nachtrag: auch das sehe ich in den nächsten Tagen immer wieder, vor allem bei Bioabfällen) - aber so ganz allein ist es doch… „mulmig“. Eher ein Gefühl für Mitternacht, nicht für die Sandmännchenzeit.Sicher hat das alles tagsüber mehr Unterhaltungs-, oder sagen wir besser „Entspannungswert“, aber jetzt kann ich der von riesigen Festungswällen eingemauerten Stadtleere wenig abgewinnen. Und dass, obwohl mir genau diese Dunkeltouren in Berlin zuletzt doch soviel Unterhaltung beschert haben.Während Jugendliche mit selbstgebauten Mofas durch den Abend knattern, knatter ich nur mit dem Bus in die Disko… ach nein: Das Hotel.
Doll, was rundum los ist. Die Musik wummert, das kann was werden. Von den 15 ersten Kanälen in der Glotze auf dem Zimmer sind 6 von MTV - weißte Bescheid.
Essen hol ich unterwegs. Die 2,10 Euro von heute Morgen wollen ja irgendwo wieder reingeholt werden. 😉
Ab… „schlafen“. Zu Hause vor den Wanderungen schon schwer genug. Hier… eine Herausforderung.
Morgen… geht’s los.

(Ende des Prologs.)
(Epilog)Ein letztes Mal fährt die LoveParade durch mein Zimmer. Die Bässe wummern bis um zwei, dann gibt mein Körper auf. Auch Ohrenstöpsel hätten hier wohl nicht geholfen.
Ein wenig Schlaf stellt sich aber auch heute ein. Irgendwann.
Dann heißt es: Ein letztes Mal duschen, in einer dieser Hotelduschen, bei der - egal wie viel Mühe man sich gibt - am Ende doch das halbe Bad unter Wasser steht. Gibt es eigentlich auch andere? Immerhin ist sie groß genug, dass der Hintern beim Bücken nicht gegen die kalten Kacheln ditscht.Ein letztes Mal hoch zum zum Frühstück, wobei die Zimmertür wie schon die letzten Tage versucht, mir mit Schwung noch einen in die Hacken mitzugeben. Auch das eine Hotelkrankheit.
Der Jogurt kommt von Gozo, das sehe ich erst jetzt. Wunderbar cremig ist er und lässt das Rührei vom ersten Tag vergessen.
Unendlich leere Flaschen lasse ich im Zimmer zurück. Unendlich ihre Anzahl, nicht ihre Leere.Alles andere als leer wird ausgecheckt. Souvenirs wandern nicht mit ins Gepäck. Alle Erinnerungen trage ich in mir. Ich bin übervoll mit Eindrücken. Ach doch: ein paar Stacheln fliegen in den Fingern mit nach Hause… naja.Und wie war er nun, der überraschende und etwas unorganisierte Urlaub?«Er stand nur da, ganz ohne Erwartungen, voller Möglichkeiten», schreibt Aydemir in Dschinns.
Natürlich hat man dann doch Erwartungen - und die können enttäuscht werden. Nicht die Insel, nicht die Städte, auf gar keinen Fall die Leute. All das war überraschend, überfordernd, fremd, neu. Grandios.
Einmal mehr aber die Erkenntnis der eigenen Überheblichkeit. Schaffen… Tcha… dann hätt ich wohl Schaffner werden sollen. Der Drang nach „mehr“ lässt mich den Blick fürs Detail leider manches Mal verlieren. So hat auch hier viel, sicher zu viel nicht die Beachtung gefunden, die es verdient. Aber dafür braucht es vielleicht eine andere Form von Urlaub. Oder Urlauber.
Das Meer, die Landschaft, die Hitze (soooo viel getrunken) schon im März. Vielleicht gehöre ich eher an den Polarkreis. Wer Freude an bernsteinfarbenem Urin hat, fährt zum Wandern nach Malta. Wer andere in dicken Jacken sehen will, während er selbst schwitzt ist hier richtig. Die Natur… oft hat sie mich an meine Grenzen gebracht - während sie mich an ihre führte. Mit zitternden Beinen auf der Klippe denke ich an Andreas Pflüger: «Wir entsenden (dieses Joggingbrot) als Beweis für die Primitivität unserer Spezies.» Ich scheine nicht reif für dieses Terrain. In „Tanz der Tiefseequalle“ schreibt Höfler: «Vielleicht musst du mal eine Maschine erfinden, mit der jeder ein paar andere Körper ausprobieren kann (…) Eine … Entkörperungsmaschine.» Gern hätte ich einen mutigeren Körper probiert.
«Und wenn ich dann gehe, gehe ich vorwärts wie jemand, der eigentlich zurückwill.»… Warum gibt es eigentlich so viele tolle Buchauszüge, die hier passen - aus „Das Licht ist hier viel heller“ von Mareike Fallwickl.
Die Strecken, die waren sicher zu lang. Um noch einmal die Streblich zu zitieren: «Es ist nicht so, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aber er hat das Geschirr neu sortiert.» Manchmal war in meinen Schrank wohl Polterabend. Auch „absolutes Hirnschweigen“ von Stuckrad-Barre traf es oft völlig richtig.
Genug zitiert.
Die Städte sind - zumindest für mich - zu chaotisch. Oder auf dem Land: viel zu verschlafen (ok, ok, ich weiß… Brandenburg). Der Verkehr… Wahnsinn, auch wenn er anders als zu Hause irgendwie immer im Fluss scheint; vielleicht ja auch weil die Klimakleber hier schlechte Karten hätten. Als Busfahrer jedenfalls braucht man einen guten Therapeuten oder Hornhaut auf den Nerven. Oft sind es nur Millimeter von Blech zu Blech. Oder Fußgänger.Unendlich wird gebaut, bedenklich viel verfällt. Selbst im Stadtzentrum stehen manchmal ganze Straßenzüge leer und die Häuser stützen sich gegenseitig. Und direkt daneben entsteht aus dem Nichts Neues. Hier wird viel einfach gemacht… oder einfach gelassen.
Schrecklich, die Fußwege. Malta ist definitiv kein Ort der Inclusion. Und auch da, wo man als Fußgänger allein ist - beim Wandern in der Natur - zumindest für meine Großstadtsohlen oft sehr fordernd.
Andere wandern mit dem ganzen Gepäck von Ort zu Ort. Auch bei mir steht das auf dem Wunschzettel. Es bleibt mir ein Rätsel, wie das gehen soll. Ok, eins noch: «Das will ich mir gar nicht erst vorstellen. Die Realität reicht mir völlig», schreibt Rolf Lappert in Pampas Blues. Auch meine Vorstellungskraft reicht hier nicht.Rätselhaft auch, warum die Klingelschilder so hoch angebracht sind oder jedes Haus einen zum Teil einfach absurden Namen, oft aber keine Nummer zu haben scheint. „Paradise“ wohnt nehmen „Blue Lagoon“, „Evergreen“ neben „Serenity“. Die Briefträger müssen irre werden.
Überall, selbst an der verfallensten Laube, steht „privat“ und „cctv“. Welche Ängste hegen ihre - zum Teil nicht mal vorhandenen - Bewohner?
Nicht nur zu Füßen kommt man gut über die Insel. Auch wenn es Zeit braucht. Die Tallinja-App hat mich immer ans Ziel gebracht, aber ihre Auswahl der Verbindungen scheint manchmal etwas willkürlich.
Auch sie bringt mich ein letztes Mal: Zum Flughafen. Ich verzichte auf das Shuttle. Noch einmal Stadt aufsaugen.
Das nächste Mal bereite ich mich besser vor.
Wenn ich es schaffe, an den Urlaub zu denken…
Fast wissen die Beine nichts mit sich anzufangen, während die Finger das hier im Bus zu Ende tippen. Gestern noch hatten sie Bedenken, ob wir es ins Flugzeug schaffen, da Malta keinen dieser Passagiereinfüllrüssel hat. Heute langweilen sie sich. Sie sind halt schizophren.Und ich? Ich bleib ein Schnitzelkind. Ich will Schwarzbrot. Ich will Berlin, oh du mein schönes idyllisches und flaches Berlin. Ich komme.

Auf der Karte

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Touren

  1. Wie ist das Wetta in Valetta? (Malta 1)

    02:37
    13,1 km
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    Wie jedes Jahr im Oktober heißt es auch… ach nee, Moment, es ist ja gar nicht Oktober. Und das hier nicht Thüringen.

    

    Na dann also Malta.

    

    Was das Klima dort macht konnte man in den letzten Tagen wunderbar bei DreiFarben (diese und andere Touren komoot.com/de-de/tour/1451292172) verfolgen. Zur Hälfte ist

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    Anpassen
    Ansehen
  2. 09:03
    42,9 km
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    880 m
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    Heute dann doch die gestern noch ausgelagerte ausführliche „Tagesmitschrift“.

    

    So schnell wie das Licht gestern weg war ist es heute wieder da.

    Also erstmal noch nicht, denn wie habe ich wohl geschlafen? Na? Freiwillige? Richtig: Beschissen.

    Die Party von der Straße ist das eine, auch der Kollege im Nachbarzimmer

    von

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  4. 10:36
    51,5 km
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    940 m
    940 m

    Und, wie habt ihr geschlafen? In der Waagerechten? Wie langweilig.

    Die Nacht hier? Naja.

    

    Die Finger: noch dran.

    Die Ohrenstöpsel: vergessen. Natürlich.

    Die Bettdecke: zu warm.

    Das Frühstück: kein Frühstück.

    Früh wach, früh los.

    

    Die Sonne ist trotzdem vor mir hoch. Während ich über die Steine von Pembroke und

    von

  5. 07:50
    34,9 km
    4,5 km/h
    770 m
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    Ich werd Maler und streiche.

    Ich werd Schneider und kürze.

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    Nachdem gestern anders als vorhergesagt natürlich KEIN Heut-laufen-wir-man-mit-Verstand-Tag war, müssen die Ansprüche heute zurückgeschraubt werden. Definitiv. Und in echt

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  6. 06:39
    32,7 km
    4,9 km/h
    260 m
    490 m

    (*Titel freundlicherweise und in Unwissenheit aber ohne Anrecht auf jegliche Art von Loyalties zur Verfügung gestellt von: Snal)

    

    Stressschlafen.

    Um den Tag gleich gleich richtig zu vermurksen, frühstücke ich im Hotel. Statt der mehligen Brötchen soll es heute der Toast reißen, aber das Röstfliessband ist

    von

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Collection-Statistik

  • Touren
    5
  • Distanz
    175 km
  • Zeit
    36:45 Std
  • Höhenmeter
    3 070 m

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