Wander-Highlight
„Frankfurt an der Oder, seit Kriegsende bedeutendster Grenzort nach Osten, hatte eine der größten neueren städtebaulichen Aufgaben zu lösen. In vorbildlicher Zusammenarbeit der maßgebenden Behörden mit dem rheinischen Städtebauer Martin Kießling, wurde eine Reihe ganz neuer Stadtviertel, mehrere Reihenhausanlagen, eine große Gartensiedelung geschaffen und zugleich der Stadtplan auf Jahrzehnte hinaus nach modernen Grundsätzen umgestaltet“
Einleitungstext des Buches: Ostmarkbauten – Städtebau in einer MittelstadtNach dem Verlust von Gebieten im Osten in Folge des Versailler Vertrages, wurden die verlorenen Direktionen von Posen, Bromberg und Danzig der Reichsbahndirektion Osten in Berlin gesammelt und später nach Frankfurt (Oder) verlegt. Die Reichsbahndirektion Osten hatte ihren Sitz in der ehemaligen Leibgrenadier-Kaserne (Große Oderstraße/Logenstraße – Audimax bis ehemalige Bundesbankfiliale-). Infolge des massiven Zuzuges von Menschen aus den ehemaligen Ostgebieten, stand für die 700 zu versetzenden Beamten kein Wohnraum zur Verfügung. Daher wurde gemeinsam mit der Stadt Frankfurt (Oder) die „Siedlungsgesellschaft Ostmark m.b.H.“ gegründet und der Architekt Martin Kießling mit der Planung und Umsetzung der Baumaßnahmen für ca. 600 Wohnungen beauftragt, die an sieben Standorten in Frankfurt (Oder) entstanden.Bei einer Abstimmung hatten sich 300 Familien für Wohnungen mit Stall und Garten entschieden, auch wenn vom Hause bis zum Mittelpunkt der Altstadt ein längerer Weg in Kauf genommen werden musste. Es wurde für eine solche Gartensiedlung der Grund und Boden des städtischen Pachtgutes Paulinenhof südlich der August-Bebel-Straße gewählt. Vor den Toren der Stadt gelegen und ziemlich unabhängig von alter Bebauung, konnte sich Kießling frei entfalten. Vollständig umgesetzt wurde der Entwurf von Kießling jedoch nicht. Die an der Westspitze geplante Schule (Westseite Gerhardt-Hauptmann-Straße in Höhe des Teiches) wurde später in der August-Bebel-Straße gebaut und zwar an der Stelle, an der Kießling die Kirche geplant hatte. Von der Kirche steht heute nur ein Gemeindehaus. Auch die von Kießling ursprünglich vorgesehene Wohnbebauung im Bereich Friedrich-Ebert-Straße bis Gerhardt-Hauptmann-Straße wurde erfolgte nicht. Die Straßen wurden nach dem 2. Weltkrieg komplett umbenannt, da sie die Namen von Städten in den „verlorenen“ Ostgebieten trugen.
22. Oktober 2019
Die Siedlung entstand offenbar kurz vor der Stilwende vom Gartenstadt-Ideal zur Moderne. Im Verhältnis zu den Siedlungen im Ruhrgebiet eher klein. Beachtlich indes der Aufwand für die Gestaltung in Relation zur wirtschaftlichen und sozialen Not der damaligen Zeit. Also lohnt die Besichtigung.
14. Oktober 2023
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