Kommunistenkurve

Die so genannte „Kommunistenkurve“ im Seepark gibt es seit 18 Jahren. Sie besteht aus Büsten, die dem Sockelsturz im damaligen Ostblock zum Opfer fielen. Doch die meisten der dargestellten Personen kennen selbst Landsleute nicht mehr.
Der Zerfall der Sowjetunion machte vor über zwei Jahrzehnten den Weg frei zur deutschen Einheit. Zeugnis davon legt in Lünen die so genannte Kommunistenkurve im Seepark ab. Dort fanden neun Büsten, die dem Sockelsturz im Ostblock zum Opfer fielen, ihre letzte Bleibe. Soweit die Fakten. Doch welche Zeitgenossen bilden die metallenen Köpfe eigentlich ab? Seit Jahren fragen sich das nicht nur Kunstinteressierte in der Stadt.
Die Geschichte der „Kommunistenkurve“ liegt inzwischen über 18 Jahre zurück. Sie beginnt Anfang der Neunziger Jahre. In Lünen laufen gerade die Vorbereitungen auf die Landesgartenschau.
Die damaligen Hüttenwerke Kayser, heute Aurubis, schmolzen damals viel Metallschrott aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion ein – darunter auch Büsten früherer Anführer, Helden und Generäle. Ihnen allen gemein: Sie passten nicht mehr in die neue Zeit, zum neuen politischen System nach der Auflösung des Sowjetreiches.
Sie haben kein Podest, weil das zu sehr an Heldenverehrung erinnern würde. Stattdessen sind die Büsten so im Boden eingelassen, als würden sie darin versinken. Man könnte es auch so sagen: Ihre Glanz- und Helden-Zeiten sind vorbei, jetzt tauchen sie wieder ab.
Einige Büsten sind heute überwuchert. Auch das war von Anfang an so gewollt. Die Natur erobert sich den Raum zurück.
Eine Büste zeigt Lenin. Bei allen anderen ist man sich nicht sicher. Wolfgang Berke, Autor des Buches „Smartbook – Ruhrgebiet für Fortgeschrittene“, spricht von einem Abbild des Politikers Anastas Mikojan (1895-1978). Welche Büste er damit meint, lässt er offen.

Nahezu unscheinbar ist die so genannte ›Kommunistenkurve‹. Nur Seitenwege lenken den Schritt der Spaziergänger ins Schattendasein der Wortführer vergangener Zeiten. Die Helden sind in der Versenkung verschwunden, aber immer noch blicken sie in eine Richtung: Lenin, Marx, Engels und namenlose Generäle. Die Büsten stammen von den Hüttenwerken Kayser. Nach der Öffnung des Ostens wurden die Zeitgenossen jener Ideologie demontiert und zur Verschrottung der einschlägigen Industrie vermacht. Anfang der 90er-Jahre recycelte der Lüner Betrieb (heute Norddeutsche Affinerie, NA) derartige ausgediente Standbilder scharenweise. Bei einer Betriebsbesichtigung stieß die damalige Bürgermeisterin Christina Dörr-Schmidt auf die Köpfe. Es entstand die Idee, sie unter dem Titel ›Aus Altem Neues machen‹ in die Gartenschau einzuarbeiten. Es geschah: ohne Namensschilder, ohne Verherrlichung. Diese originelle Idee passt(e) ins Gesamtkonzept, das auf Wiedergewinn von Landschaft und auf Zukunft hin gerichtet war.

1996 stand die Landesgartenschau schon in den Startlöchern, aus der ehemaligen Industriebrache rund um das Horstmarer Loch sollte der Seepark werden. Zeitgleich werden in den nahen Hüttenwerken der Firma Kayser (heute Aurubis) Metallschrott aus der früheren DDR eingeschmolzen - unter diesem befinden sich auch die Büsten führender Köpfe des untergegangenem kommunistischen Systems. Die damalige Bürgermeisterin Lünens, Christina Dörr-Schmidt, erfuhr von dem feurigen Schicksal, dass den Genossen drohte und kam auf die Idee, aus ihnen ein Kunstinstallation in der kommenden Gartenschau zu machen. So fanden die Büsten ihren zugegeben etwas versteckten Platz im heutigen Seepark. Um wen es sich im Einzelnen bei den Herren handelt, ist übrigens ein Mysterium. Einzig Wladimir Lenin ist deutlich zu erkennen. Der Rest stellt selbst für Kenner ein Rätsel dar.