Im Reich der Raubvögel – acht Gipfel über 3.000 Meter mit Monviso-Blick

Der Wind reißt an den Fahnen, die am Gipfelkreuz hängen, trocknet den Schweiß des Aufstiegs und lässt dir einen Schauer über den Rücken laufen. Rundherum verstummt die Welt. Die Menschen, die du in dieser Höhe triffst, kannst du an einer Hand abzählen. Man grüßt sich, ist schnell vertraut, bewundert gemeinsam das Panorama und zählt die majestätischen Gipfel rundherum auf: Brec und Aiguille de Chambeyron, Corno Stella, Monte Matto, Argentera, Oronaye, Bisalta und so weiter. Im Mittelpunkt steht der sogenannte Steinkönig (auf Italienisch: re di pietra), der Monviso in den Cottischen Alpen. Allein ragt er aus dem Horizont und fasziniert seit Jahrhunderten ganze Generationen. Gelegentlich spielt er aber auch Verstecken und verbirgt sich hinter dicken weißen Wolken.

Hier kannst du an den steilen Hängen zahlreiche Steinböcke beobachten, die auf der Suche nach den nahrhaftesten Gräsern und Mineralsalzen sind. Gänsegeier und Bartgeier ziehen große Kreise am Himmel, den Blick nach unten zur potentiellen Beute gerichtet, und lassen sich in ihrem ganzen Stolz bewundern. Die Rufe von Dohlen und Krähen verschmelzen zu einem großen Chor. Die Hermeline verschwinden flink im Schutz der Felsen, während das Pfeifen der Murmeltiere durch das Tal hallt und die Artgenossen warnt.

In dieser Collection möchte ich dir acht Gipfel vorstellen, die über 3.000 Meter hoch sind. Alle befinden sich im Varaita-Tal, das im Westen an den französischen Naturpark Queyras grenzt und sich im Osten zur Po-Ebene öffnet. In dieser Berglandschaft bist du weit weg von Hektik und Alltag. Von dort oben erscheint die Welt unter dir harmlos und du kannst selbst für die Probleme eine Lösung finden, die bis vor kurzem noch unüberwindbar schienen.

Im Sommer weicht der Schnee des Winters einer grandiosen Blumenpracht und die Sonne befreit die Felswände aus der Umarmung des Eises. Dann ist die richtige Zeit, um diese Dreitausender zu besteigen.

Die sieben Wanderungen in dieser Collection erfordern eine gute Kondition und Trittsicherheit in alpinem Gelände. Ab und zu brauchst du auch deine Hände, um leichte Kletterpassagen zu überwinden. Du musst also schwindelfrei sein und auch mit ausgesetzten Abschnitten klarkommen.

Es ist wichtig, Stiefel zu tragen, um die Knöchel beim Durchqueren von Geröllfeldern zu schützen. Auch im Sommer gehören warme Kleidung und eine Windjacke in den Rucksack: Das Wetter kann sich schnell ändern und kalt-feuchter Nebel kann dich überraschen. Entlang der Wege gibt es zwar kleine Quellen oder Bäche, aber ich empfehle, immer ausreichend Wasser dabeizuhaben. Dürre und der Klimawandel machen auch vor den Bergen nicht halt.

Alle Ausgangspunkte sind mit dem Auto erreichbar. Nach Pontechianale fährt ein Bus von Saluzzo, das wiederum mit Turin verbunden ist. Hier findest du den Fahrplan: grandabus.it/files/orari/106.pdf. Im Sommer verbindet ein Bus Crissolo mit Pian del Re. Mehr Informationen dazu findest du auf der Website des Parco del Monviso: parcomonviso.eu.