Von Frankfurt nach Berlin – Candy B. Graveller

Von der glorreichen Tat zur epischen Fahrt. Eine Bikepacking-Tour quer durch Deutschland, die mehr ist, als einfach nur eine Radtour. Eine Geschichte von Freiheit und Freundschaft mit dem Fahrrad neu entdeckt.Wer sich mit dem „Candy B Graveller“ auseinander setzt, kommt nicht umhin, sich mit dem Hintergrund dieser Gravel-Fahrt quer durch Deutschland auseinander zu setzen, deren Route ja nicht ohne Grund gewählt wurde. Erst recht, wann man gedenkt mit zu fahren. Der Name gibt einen ersten Hinweis: „Candy B.“ greift den Begriff der „Rosinenbomber“ (zu englisch „Candy Bomber“) auf, der heute sinnbildlich für die Zeit der Berliner Blockade in den Jahren 1948 und 1949 steht. Mit der Blockade durch die Sowjets sollte Westberlin von der westlichen Welt abgeschnitten und letztendlich zur Kapitulation gezwungen werden. Doch die andere Seite wehrte sich, raufte sich zusammen und erarbeitete in einem unglaublichen Kraftakt einen Plan, der heute noch als Symbol für Widerstand, Solidarität und Freiheitswillen gilt. Was damals geleistet wurde, war schon krass: In der Zeit der Blockade wurden mit 277.569 Flügen 2,1 Millionen Tonnen Fracht nach Westberlin eingeflogen. Dafür standen den Alliierten drei Flugkorridore von je 32 Kilometern Breite zur Verfügung, einer davon (Frankfurt - Berlin) diente als Inspiration für die Candy-Route. Die Flugzeuge flogen hier zeitweise in fünf Ebenen übereinander, um ausreichend Güter für die Versorgung von über zwei millionen Berlinern in die Stadt zu schaffen. Alles musste eingeflogen werden: Nahrung, Benzin, Medikamente – was man eben so braucht. Alle drei Minuten landete in Berlin ein Flugzeug. Zum Höhepunkt der Luftbrücke wurden allein am 15. und 16. April 1949 11.700 Tonnen Fracht nach Berlin gebracht! Bei all dem Notwendigen war eine Aktion eigentlich eher eine Randnotiz, die jedoch damals große Wellen schlug und vor allem zu einem Symbol der Menschlichkeit wurde. Sie wird dem Piloten Gail Halverson zugeschrieben, der damit begann, kleine Süßigkeiten-Carepakete mit selbstgebastelten Taschentuch-Fallschirmen auszurüsten, die er kurz vor der Landung in Berlin aus den Fenstern warf, um den Kindern in Berlin eine Freude zu bereiten. Genau diese Aktion greift auch der Candy B. Graveller auf: Jeder Teilnehmer soll vorm Start ein kleines Geschenk für die Kinder der Berliner Arche besorgen, das er als „Care-Paket“ mit sich führt und in Berlin angekommen abgibt. Ein symbolischer Akt in Erinnerung an die historische Luftbrücke, aber auch eine ganz praktische, kleine Freude für die Berliner Kids heute. Symbolische Akte folgen zu Genüge: Start und Ziel sind die jeweiligen Luftbrückendenkmäler in Frankfurt und Berlin und anstelle von Startgeld ist eine Spende an eine Luftbrücken-affine Wohltätigkeitsorganisation Grundvoraussetzung fürs Mitfahren.Hier ist die Route des Candy B Graveller 2018 zum Nachfahren.