Mitten in der Vorbereitung auf meine Ultra-Saison 2023 entschied ich mich Ende Februar, die Grande Traversée de Vaucluse (GTV) zu fahren. Ich hatte schon oft von dieser sehr anspruchsvollen Mountainbike-Route gehört, die vom französischen Radsportverband (FFC) anerkannt ist, und ich wurde nicht enttäuscht. Sie ist ebenso schwierig wie schön. Das technisch anspruchsvolle Gelände und die unaufhörlichen Anstiege und Abfahrten lassen dir kaum eine Pause. 50 Prozent der Strecke sind Singletrails, 40 Prozent sind Wald- und andere leichter befahrbare Wege und 10 Prozent führen über Straßen.

Dies ist eine leicht modifizierte Version der GTV. Sie bietet mehrere Vorteile: Erstens kannst du direkt am Bahnhof Bollène-La-Croisière losfahren und kommst am Ende am Bahnhof Cavaillon an. Zweitens sind die Etappen so aufgeteilt, dass du jeden Abend einen Ort mit Unterkünften und Verpflegungsmöglichkeiten erreichst. Drittens kannst du diese Version mit drei Etappen an einem langen Wochenende fahren.

Die Originalroute der GTV findest du hier: komoot.de/collection/1376969. Für mich war meine Variante perfekt, weil ich 95 Prozent des Spaßes (oder der Herausforderungen, wie man es nimmt) mitgenommen habe, ohne eine ganze Woche in meinem Terminkalender blockieren zu müssen.

Der erste Tag war mit über acht Stunden auf dem Fahrrad der längste. Er folgt der neuen Erweiterung der Route zwischen Bollène und Suzette. Am Ende des Tages machte ich einen kleinen Abstecher hinunter nach Beaume-de-Venise, wo das Haus meiner Oma Hélène auf mich wartete. Falls du keine solche Oma Hélène hast, sind andere Unterkünfte von hier leicht erreichbar.

Als ich zu Beginn des zweiten Tages auf technischen und sehr steilen Passagen schieben musste, beschloss ich, meinen Plan leicht zu ändern und Teile der E-Mountainbike-Variante der Route zu fahren. Diese etwas weniger technische Option umgeht die Schiebepassagen. Nach dem Anstieg am Mont Ventoux und hoch nach Aurel, verließ ich kurz vor Sault die offizielle Route der GTV in Richtung des wunderschönen Plateaus d'Albion, wo ich ein Zimmer in der Gîte de l’ASPA in Saint-Christol reserviert hatte.

Der dritte und letzte Tag war der technisch anspruchsvollste. Auf dem Programm standen lange Abfahrten, steinige Anstiege, Tragen und Schieben, unterbrochen von schnell zu fahrenden Waldwegen. Das war der Abschluss von drei schönen Tagen auf dem Fahrrad. Der offizielle nördliche Abschnitt des GTV endet in Fontaine-de-Vaucluse. Ich fuhr jedoch noch weiter und folgte dem südlichen Abschnitt, der schließlich in Mérindol im Herzen des Luberon-Massivs endet. Ich bog allerdings nach Cavaillon ab, um dort in den Zug zu steigen. Am Ziel war ich erschöpft, aber begeistert von der Schönheit der wilden und ursprünglichen Landschaften, die ich durchquert hatte.

Für diese Route empfehle ich ein vollgefedertes Mountainbike oder bei entsprechendem Fahrkönnen ein Hardtail. Ein Gravelbike ist nicht empfehlenswert. Angesichts der Schwierigkeit der Strecke sind Unterkünfte zu bevorzugen. Dort kannst du dich nachts ordentlich erholen und Energie tanken, bevor du dich wieder auf den Weg machst. Auf manchen Abschnitten gibt es lange keine Verpflegungsmöglichkeiten. Du benötigst also ausreichend Wasser (ich empfehle eineinhalb Liter) und Proviant. Unter anderem fährst du über das Massiv des Mont Ventoux. Der liegt zwar mitten in der Provence, aber das Wetter in dieser bergigen Umgebung kann dennoch schnell umschlagen und es kann auch kalt sein. Eine Regenjacke, etwas Warmes für obenrum sowie Bein- und Armlinge gehören also ins Gepäck. Vergiss auch nicht ein Paar leichte Handschuhe.

Gute Fahrt!