Giro d'Italia 2018. Bis zur 17. Etappe war der große Star der 101. Ausgabe des Rennens ein Brite. Es war jedoch nicht der Brite, den man erwartet hatte. Denn vollkommen zu Recht trug Simon Yates das Rosa Trikot, nachdem er drei Etappen gewonnen und dabei eine gute Show geboten hatte. Im Gegensatz dazu hatte der Favorit Chris Froome, nur die Zoncolan-Etappe gewonnen und war auf mehreren Etappen zurückgeblieben.

Die 18. Etappe zeigte die ersten Anzeichen einer Krise für Simon Yates. In Prato Nevoso verlor das Rosa Trikot 28 Sekunden auf Froome, Pozzovivo und Dumoulin. Das Höhenprofil der 19. Etappe ließ zunächst kein großes Spektakel erwarten. Der Colle delle Finestre lag nämlich mehr als 70 Kilometer vor dem Ziel. Ein Erdrutsch zwang die Organisatoren außerdem dazu, die Strecke zu ändern, die nun zu einem Teil auf der Autobahn A32 verlaufen sollte. Vor den Fernsehern wurde daher gemunkelt, dass die Favoriten auf den letzten Anstieg nach Jafferau warten würden, um alles zu geben.

Auf dieser 19. Etappe geschah jedoch etwas Unerwartetes. Froomes Team Sky arbeitete schon auf den ersten Kilometern des Colle delle Finestre hart und ließ das Rosa Trikot von Yates schon lange vor Beginn des Schotterabschnitts hinter sich. 80 Kilometer vor dem Ziel setzte sich Chris Froome von allen ab. Auf dem höchsten Punkt des Colle delle Finestre hatte er einen Vorsprung von 40 Sekunden auf Dumoulin und Pinot, seine neuen Rivalen in der Gesamtwertung.

Sowohl bei der Abfahrt vom Colle delle Finestre als auch beim folgenden Anstieg nach Sestriere vergrößerte sich der Vorsprung von Froome deutlich. Etwa 35 Kilometer vor dem Ziel übernahm Froome virtuell das Rosa Trikot. Der Brite war allein, mit Gegenwind und auf einer ansteigenden Autobahn. Trotz all dieser Faktoren betrug sein Vorsprung auf die Verfolgergruppe immer noch über drei Minuten. Der Schlussanstieg nach Jafferau änderte nichts mehr an der Situation. Chris Froome hatte das Rosa Trikot auf unerwartete Weise übernommen, was am Vorabend der 19. Etappe noch fast undenkbar war. Zwei Tage später gewann er den Giro 2018.

Diese unglaubliche Etappe beginnt in Venaria Reale, das du von Turin mit dem Bus oder der Bahn erreichen kannst (oder auch mit dem Fahrrad, denn Venaria Reale ist nur zehn Kilometer vom Zentrum Turins entfernt). Zunächst erklimmst du den Colle del Lys, von dem du eine fantastische Aussicht hast und etwas über die Partisanen im Zweiten Weltkrieg erfahren kannst. Die Abfahrt vom Lys bringt dich ins Val di Susa, durch das der Fluss Dora Riparia fließt. In dem schönen Ort Susa, der römischen Ursprungs ist, findest du eine Auswahl an Unterkünften für die Nacht. Anschließend geht es Richtung Meana di Susa, wo der legendäre Anstieg zum Colle delle Finestre beginnt. Die durchschnittliche Steigung liegt bei neun Prozent und die letzten acht Kilometer sind unbefestigt, aber auch mit dem Rennrad befahrbar.

Die Abfahrt vom Colle delle Finestre führt nach Pragelato, wo schon der nächste Anstieg nach Sestriere beginnt. Die darauffolgende Abfahrt bringt dich nach Oulx und dann nach Bardonecchia, wo die letzten sieben Kilometer mit durchschnittlich neuneinhalb Prozent Steigung folgen, die zum Ziel in Jafferau führen. Von dort kommst du am einfachsten nach Turin zurück, indem du wieder nach Bardonecchia radelst und dort einen Regionalzug nimmst.

Diese Route lässt sich nur in den Sommermonaten fahren, da der Colle delle Finestre im Winter gesperrt ist. Es ist ratsam, vor der Fahrt auf dieser schönen und historischen Etappe des Giro d'Italia 2018 ausgiebig zu trainieren. Die Anstiege zum Colle delle Finestre und nach Jafferau sind kein Zuckerschlecken. Die herrlichen Landschaften ringsherum sind aber jede Anstrengung wert. Entlang der Strecke gibt es mehrere kleine Ortschaften, in denen du etwas zu essen und zu trinken bekommst. Susa ist der beste Ort zum Übernachten, denn hier gibt es mehrere Restaurants, in denen du die typische piemontesische Küche genießen kannst.