Abseits der überfüllten U-Bahnen, grellen Leuchtreklamen und rasenden Schnellzüge der Großstädte hast du auf dem Kumano Kodo-Pilgerweg die Chance, einen Teil der japanischen Seele kennenzulernen. Der Wanderweg führt dich auf uralten Waldpfaden über unzählige Berge und durch magische Urwälder. Über dir ragen gewaltige Zedern und Zypressen auf, die von den Japanern genauso verehrt werden wie die überwältigenden Tempel und Schreine.

Der Kumano Kodo und die zugehörigen heiligen Stätten erstrecken sich über die gesamte Kii-Halbinsel im Süden von Osaka. Ich hab mich Mitte März bei bestem Frühlingswetter auf den Weg gemacht, kurz bevor die Saison so richtig losging. Der Wanderweg führt vom Takajiri-Oji-Schrein über den großen Schrein von Hongu bis zum Nachi-Wasserfall. Freu dich auf mystische Wälder, traumhafte Aussichten, japanische Gastfreundschaft und jede Menge Zeit zum Genießen und Abschalten. Kein Wunder, dass der geschichtsträchtige Pfad und seine Anlagen 2004 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurden. Weltweit gibt es bisher übrigens nur zwei Fernwanderwege, die diesen Titel tragen: der Kumano Kodo und der Camino de Santiago. Die Strecke ist hervorragend ausgeschildert, im Pilgrimage Center am Startpunkt kannst du dich mit den letzten Infos versorgen und dein Pilgerbuch mitnehmen – Stempel sammeln unterwegs nicht vergessen!

In sechs Tagesetappen wanderst du insgesamt 81 Kilometer von West nach Ost und überwindest dabei über 4.000 Höhenmeter im Aufstieg. Aber die Anstrengungen lohnen sich, denn – abseits der Sommerwochenenden – kannst du dich auf absolute Einsamkeit in den japanischen Bergen einstellen. Ich habe dir eine Etappe als Rundweg geplant, damit du mehr Zeit hast, dir den eindrucksvollen Hongu-Taisha-Schrein in Ruhe anzuschauen. Die klassischen japanischen Unterkünfte entlang des Weges erwarten dich mit großartiger regionaler Küche und heißen Quellen, damit du dich von deinen Etappen erholen kannst. Auch wenn du kein Buddhist bist, wird dich die spirituelle Atmosphäre der großen Tempelanlagen berühren und du wirst mit neuen Selbsterkenntnissen von diesem großartigen Pilgerweg heimkehren.

Obwohl die Kii-Halbinsel abgelegen erscheint, ist der Pilgerweg problemlos mit Bus und Bahn zu erreichen. Von Osaka aus fährt ein Schnellzug direkt bis nach Kii-Tanabe. Von dort aus erreichst du alle Dörfer der Wanderung mit einem öffentlichen Bus. Somit kannst du dir auch nur einzelne Abschnitte des Pilgerwegs vornehmen. Ich habe dir bei den jeweiligen Etappen die Busfahrpläne verlinkt. Du kannst sie dir aber auch in der Tourist-Info direkt am Bahnhof in Kii-Tanabe ausdrucken lassen, wenn du dir dort sowieso dein Busticket holst, um zum Startpunkt zu kommen. Japanische Herbergsbesitzer sind übrigens selten auf spontane Besucher eingestellt, daher bietet es sich an, die Unterkünfte entlang des Weges vorab zu reservieren. Mein Tipp: Nutze dafür einfach kumano-travel.com/en. Auf der Seite kannst du dir deine Gästehäuser entlang des Weges aussuchen und gebündelt reservieren. Auch alle weiteren Informationen rund um den Wanderweg findest du auf der Seite.

Bevor du dich nun auf den Weg machst, solltest du nur noch diese drei Redewendungen lernen:
Arigatou gozaimasu – Vielen Dank!
Sumimasen – Bitte verzeihen Sie.
Watashi wa doitsu kara kimashita – Ich komme aus Deutschland.

Der letzte Satz ist besonders wichtig, denn die freundlichen japanischen Wanderer, denen du begegnen wirst, werden unbedingt wissen wollen, von woher du kommst. Und so ein kleiner Plausch entlang des Weges ist immer schön – auch, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht.