Zitronenjette

"Dien Leben wer suur as de Zitroonen, sall sick dat Erinnern an di lohnen? Dien Schiksol wiest op all de Lüüd, for de dat Glück het gor keen Tiet"
(Dein Leben war sauer wie die Zitronen, soll sich das Erinnern an dich lohnen? Dein Schicksal weist auf all die Leute, für die das Glück gar keine Zeit hat)

Eine Tafel unten am Bronzedenkmal beschreibt so das Leben von Johanne Henriette Marie Müller. 1841 in Dessau unehelich geboren und kurz danach mit ihrer Mutter nach Hamburg gekommen, ins Gängeviertel der Neustadt. Als Dreizehnjährige ist sie bereits mit einem Korb voller Zitronen als fliegende Händlerin unterwegs. Die Früchte kaufte sie den Matrosen auf den Schiffen am Hafen ab. Mit dem Ruf "Zitroon, Zitroon, frische Zitroon!" wurde sie stadtbekannt.

Abends war sie auch in den Kneipen von St. Pauli unterwegs und wurde auch gerne mit Kümmel abgefüllt, damit sie eins ihrer derben Liedchen von sich gab. Das sich die Leute auch über sie lustig machten, war ihr nicht bewußt. Der übermäßige Alkoholkonsum ließ sie später auffällig werden und sie wurde 1894 in die "Irrenanstalt Friedrichsberg" eingewiesen. Dort machte sie einen kalten Entzug durch und wurde dann in den offenen Vollzug eingewiesen. Sie blieb dort bis zu ihrem Tode 1916.

Die Diagnose "Kretinismus" bei angeborener Schildrüsenunterfunktion oder Jodmangel gab es damals noch nicht. Dies führte zu ihrem Minderwuchs und geistige Unterentwicklung.

Henriette Müller gilt als ein Hamburger Original, doch genau wie beim Hummel, steht bei der Zitronenjette die Originalität nicht für Erfolg, sondern für ein tristes Außenseiterdasein. Durch die Verbindung von Unehelichkeit, Armut und Behinderungen in einer Person war die Zitronenjette an den Rand der Gesellschaft verbannt.

Quellen:
geschichtsbuch.hamburg.de/epochen/kaiserreich/die-zitronenjette
ndr.de/kultur/geschichte/koepfe/Vor-100-Jahren-starb-in-Hamburg-die-Zitronenjette,zitronenjette100.html

Von 1854 bis 1894 tingelte eine kleine Frau Tag und Nacht durch Hamburg und verdiente sich mit dem Verkauf von Zitronen ihren kargen Lebensunterhalt.

Von 1854 bis 1894 tingelte eine kleine Frau Tag und Nacht durch Hamburg und verdiente sich mit dem Verkauf von Zitronen ihren kargen Lebensunterhalt. An die Zitronenjette erinnert ein Denkmal in der Nähe der St. Michaelis-Kirche. Es soll Glück bringen, ihre ausgestreckte Hand zu berühren. Daher ist der Finger blankpoliert.